In Katharina Lackners Installation "Something about Nature and Evolution" ist der Baum Zentrum und Symbol für den Ursprung aller Dinge.

Foto: KATHARINA LACKNER

Wien - Grenzüberschreitend klingt irgendwie revolutionär und ist ein Anspruch, den eine tollende Linie, ein durch den Raum wirbelnder Strich freilich nicht erfüllen kann - oder gar muss. Trotzdem hätte man sich unter dem Titel The Borders of Drawing, der aktuellen Präsentation zeichnerischer Zugänge im Weissen Haus, ein wenig mehr Ausloten, ein wenig mehr Übertritte - kurz: mehr Ungezogenheit - erwartet, als ein bisschen über das Blatt hinaus auf der Wand malen.

Was versöhnt, sind Summe und Qualität der hier versammelten Arbeiten. Ja, man ist sogar verleitet, das gute Dutzend als ein Who's who junger zeichnerischer Positionen aus Österreich zusammenzufassen. In der hintersten der vielen Raumzellen in der Geigergasse, jedoch in vorderster Reihe: Katharina Lackner. In Something about Nature and Evolution überzieht sie eine Scheibe mit dichten vegetativen Szenen sowie schematischen Darstellungen der Evolutionstheorie, Mathematik und Astrologie. Videosequenzen zaubern Licht auf die Fläche, verwandeln die Zeichnung in ein poetisch-filmisches Narrativ.

Immer wieder faszinierend die sich aus dem Blatt herauswölbenden, abstrusen Werkzeuge von Anna Schregers Therapietankstelle. Lust am Schauen bereiten Lionel Favres skurrile, mit Ufos und anderen Flugobjekten gefüllte Welten und Städte, die er in alte Architekturpläne hineinsetzt; ebenso Micha Payers & Martin Gabriels Wohnmobile. Deren papierener Bausatz ist zwar schon wild bemalt, hat sich aber noch nicht aus der Fläche geklappt. Gregor Graf zeichnet häusliches Mobiliar in den Mauerputz hinein, während Miriam Bajtala das Heim zur Tapete werden lässt. Sehr sehenswert. (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Printausgabe, 10.3.2011)