Einem eher ungewöhnlichen Release-Zyklus hat man sich beim openSUSE-Projekt verschrieben: Statt der im Linux-Umfeld gewohnten sechs Monate genehmigt man sich derer acht um eine neue Ausgabe der eigenen Distribution fertigzustellen. Auf diese Weise will man etwas mehr Zeit für die Integration neuer Funktion und das ausführliche Testen derselben haben - und so vor allem die Qualität des Endprodukts steigern. 

Ist. Da.

Angesichts dessen, dass openSUSE 11.3 im Juli 2010 veröffentlicht wurde, darf die folgende Ankündigung also keine große Überraschung sein: Ab sofort kann openSUSE 11.4 kostenlos von den Servern des Projekts heruntergeladen werden. Der WebStandard hatte schon einige Tage vorab Zugriff auf die neue Version der Distribution und kann im Folgenden entsprechend bereits einen ersten Test liefern.

Auswahl

Wie von openSUSE gewohnt wird die Softwarezusammenstellung in mannigfaltigen Varianten dargeboten, allen voran gibt es ein DVD-Image, das mit einer Größe von 4,3 GByte beinahe bis zum Anschlag mit Open-Source-Programmen gefüllt ist. Wer es gern etwas schlanker hat, kann sich aber auch eine KDE- oder GNOME-Live-CD herunterladen, die dann aber natürlich nur eine "typische" Installation des jeweiligen Desktops beinhaltet.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Zu all dem kommt dann noch eine schlanke Netzwerk-Install-CD, bei der sämtliche Pakete während der Einrichtung des Systems aus dem Internet heruntergeladen werden. Darüber hinaus gibt es diverse openSUSE-Derivate, darunter etwa Live-CDs mit den schlanken Desktop-Alternativen Xfce 4.8 und LXDE 0.5.

Überblick

Die Installation erweist sich im Vergleich zur Vorgängerversion als weitgehend unverändert, wirklichen Anlass für große Umbauten hatte man aber ohnehin nicht, gibt es in diesem Bereich an openSUSE doch wenig auszusetzen. Wer sich auf die Default-Einstellungen verlässt, hat auch hier ein fertiges System in wenigen Minuten eingerichtet, umgekehrt erweist sich der openSUSE-Installer als vergleichsweise mächtig, wenn man mal vom vorgegeben Pfad abgehen will, und individuelle Konfigurationen vornimmt.

btrfs

Sehr wohl neu ist allerdings, dass openSUSE 11.4 nun offiziell das "Next-Generation-Dateisystem" btrfs unterstützt. Wer dieses zum Einsatz bringen will, muss es allerdings bei der Partitionierung manuell aktivieren, ist ext4 doch weiterhin Default. Angesichts des von den Kernel-EntwicklerInnen noch immer als experimentell angesehenen Status von btrfs hat man sich dazu entschlossen, recht nachhaltig vor potentiellen Gefahren zu warnen. Nicht immer ist diese Warnung sonderlich gelungen, so will der Dialog im Bild oben eigentlich sagen, dass es derzeit schlicht nicht möglich ist von einer btrfs-Partition zu booten, eine getrennte /boot mit einem anderen Filesystem also unausweichlich ist.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ein paar Eckpunkte von openSUSE 11.4: Der Kernel trägt die Version 2.6.37, was einmal mehr Verbesserungen bei Hardwareunterstützung und auch Performance verspricht. Um die Grafikdarstellung kümmert sich der xorg-server 1.9.3. Erfreulich dabei, dass es bereits vom Start weg passende Pakete für die proprietären NVidia-Treiber gibt. Allerdings wird das openSUSE-Wiki diesem Umstand momentan noch nicht gerecht, wodurch die 1-Click-Install-Option derzeit ins Leere führt..

Freie Treiber

Aus einer Free-Software-Perspektive aber wohl noch viel wichtiger: Wer nicht gerade 3D-Anwendungen und -Spiele in den Mittelpunkt des eigenen Tuns rückt, der wird zunehmend auch mit den freien Treibern auskommen. Wo dies für Intel und ATI schon länger gilt, stimmt dies zunehmend auch in Hinblick auf NVidia-Hardware. Wer das Paket 'Mesa-nouveau-3d' nachinstalliert, kann so also auf den meisten Karten auch ganz ohne proprietäre Treiber die 3D-Beschleunigung aktivieren.

HAL

Eine der zentralen Änderungen an der Softwareausstattung ist die Entfernung von HAL, dessen Hardware-Aufgaben nun von den moderneren - und schlankeren - udev, udisks und upower übernommen werden. Möglich wurde dies, da nach dem GNOME mittlerweile auch KDE zur Gänze auf HAL verzichtet.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Das neue Bootsystem systemd nutzt man bei openSUSE 11.4 zwar noch nicht, es kann aber immerhin optional ausgewählt werden. Wer sich der damit verbundenen Risiken bewusst ist, und den Versuch wagt, soll unter anderem mit einer gesteigerten Boot-Geschwindigkeit belohnt werden. Ebenfalls weiterhin nur "experimentell" verfügbar ist der Boot-Manager Grub2, dem man offensichtlich noch nicht so ganz über den Weg traut.

KDE

Nach Jahren der von Novell verordneten Indifferenz in Desktop-Fragen ist openSUSE mittlerweile wieder beim traditionellen KDE-Fokus angelangt. Insofern verblüfft es nicht, dass dieser Desktop hier die Default-Wahl bildet. In openSUSE 11.4 ist dann gleich das aktuelle KDE 4.6 mit dabei, womit man gegenüber der letzten Release gleich einen deutlichen Sprung macht - damals war noch ein - allerdings um einige Funktionen erweitertes - KDE 4.4. enthalten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Neuerungen sind entsprechend vielfältig, so gibt es etwa beim Window-Manager KWin viele Verbesserungen in Hinblick auf die Performance, was sich auch im Alltag durchaus bemerkbar macht. Besonders erfreulich ist nebenbei bemerkt, dass die Effekte größtenteils auch ganz ohne 3D-Beschleunigung tadellos funktionieren - der Desktop als auch auf nicht vollständig unterstützter Hardware oder in einer virtuellen Maschine richtig effektvoll daherkommt.

Aktivitäten

Verstärkt in den Vordergrund stellt man KDE zudem nun das sogenannte "Activities"-Konzept: Dieses ermöglicht es mehrere Programme und Fenster zu festen Sets zusammenzufügen. So können diese dann gemeinsam aufgerufen werden, womit sich rasch zwischen einem Arbeits- und einem Freizeit-Setup wechseln lässt.

Vermischtes

Desktop-weit integriert man die Möglichkeit Bilder schnell mit den Foto-Services von Flickr, Facebook und Picasa zu teilen, also etwa mit einem Klick den Upload aus Digikam heraus vorzunehmen. Zu den weiteren Neuerungen beim KDE gehören ein verbessertes Power Management sowie erweiterte Möglichkeiten für das Desktop-Benachrichtigungssystem. Dazu kommt dann noch ein neuer Bluetooth-Stack, der beispielsweise das Teilen von Dateien auf diesem Weg erleichtert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Dem kontinuierlichen Feinschliff unterliegt der Look des Desktops, in openSUSE 11.4 zeigt sich dies beispielsweise anhand des Panels: Hier sind die Icons im Systembereich nun vom Stil her deutlich "zurückgenommen", was auf Sicht dem Wust an bunten Icons, der an so einer Stelle gern mal vorherrscht ein Ende bereiten soll.

Kritik

Derzeit ist dies allerdings noch etwas inkonsistent umgesetzt, zwar haben die Default-Icons schon den neuen Look, dadurch wirken aber auch all die anderen Programme, die sich mit ihren protzigen Multicolor-Symbolen hier niederlassen, leicht deplatziert.

Übergreifend

Nett ist zudem, dass sich GTK+/GNOME-Anwendungen mit dem neuen oxygen-gtk-theme nun wesentlich besser in den KDE-Look einpassen als bisher. Weiter gefeilt hat man zudem an der eigenen Netbook-Oberfläche, dies aber nicht nur in ästhetischer Hinsicht, auch die Geschwindigkeit des Interfaces wurde einmal mehr beschleunigt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Basis des Desktops bildet wie gehabt das C++-Framework Qt, das hier in der Version 4.7 enthalten ist. Diese führt unter anderem Qt Quick ein, mit dem man die Erstellung von Interfaces wesentlich vereinfachen - und beschleunigen - will.

Mails und Co.

Zu den Eckpfeilern der KDE-Welt gehört fraglos Kontact, der "Personal Information Manager" kümmert sich um Mail, Adressbuch und Co. Von den aktuellen Weiterentwicklungen rund um Kontact bekommt man in openSUSE 11.4 allerdings kaum etwas zu spüren, setzt man hier doch weiter auf das ältere Kontact 4.4

Umstellung

Dies hat allerdings einen recht simplen - und durchaus nachvollziehbaren - Grund: Die Umstellung auf das Akonadi-Framework hat deutlich mehr Zeit als ursprünglich veranschlagt in Anspruch genommen. Zwar gibt es mittlerweile bereits eine Kontact-Version mit Akonadi-Backend, diese sieht man bei openSUSE aber als noch nicht ausreichend getestet an - und verzichtet angesichts der Angst vor potentiellem Datenverlust fürs Erste darauf. Wer gern riskant lebt, dem bietet man allerdings auch jetzt schon ein externes Repository mit Kontact 4.6 an.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Deutliche Verbesserungen bringt openSUSE 11.4 hingegen beim Dateimanager Dolphin, vor allem was den Bereich Suche betrifft. So können nun etwa die Inhalte der Festplatte anhand von Metadaten durchstöbert werden, die Dateisuche wurde zudem direkt in Dolphin integriert. EntwicklerInnen erfreuen sich des Git-Supports im File Manager.

Firefox 4

Als Default-Browser kommt der Firefox zum Einsatz, dies bereits in einer Vorabversion der kommenden Release 4. Auch wenn die Auslieferung von Vorversionen ein gerne mal umstrittenes Thema darstellt, so ist diese Wahl im konkreten Fall doch sehr zu begrüßen. Immerhin ist der Firefox 4 in vielerlei Hinsicht ein großer Schritt vorwärts für den Mozilla-Browser. Auch ist die mitgelieferte zwölfte Beta gleichzeitig die letzte geplante, die fertige Version soll schon bald nachgereicht werden.

Zusammenspiel

Passend dazu hat man auch die KDE-Integration einmal mehr verbessert, etwa mit nativen Datei-Dialogen. Als Alternative wird weiterhin das KDE-Urgestein Konqueror geboten, in openSUSE 11.4 nun erstmals mit einem Webkit-Backend statt der Eigenentwicklung KHTML (die ja selbst ursprünglich die Basis für Webkit gebildet hat) ausgestattet.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eine echte Premiere gibt es dann aber auch noch zu bewundern: openSUSE 11.4 ist die erste große Distribution, die OpenOffice.org durch die Abspaltung LibreOffice ersetzt. Angesichts dessen, dass openSUSE-Hauptsponsor Novell zuvor jahrelang das zweitgrößte Team an OpenOffice-EntwicklerInnen gestellt hat, und jetzt auch beim Fork maßgeblich beteiligt war, ist das aber natürlich keine wirkliche Überraschung.

Korrekt

Allein der Umstand, dass das LibreOffice-Projekt in den ersten Monaten seines Bestehens zahlreiche neue EntwicklerInnen angelockt hat, zeigt wohl schon die Richtigkeit des Forks. So werden denn auch in den nächsten Monaten auch Ubuntu und Fedora den Wechsel vollziehen - wie eigentlich praktisch jede andere Linux-Distribution. Bei openSUSE 11.4 gibt es mit LibreOffice 3.3.1 die aktuellste stabile Ausführung der freien Office-Suite. Wer mehr zu deren Meriten und den Unterschieden zu OpenOffice.org wissen will, sei auf den passenden WebStandard-Test verwiesen.

Amarok und Konsorten

Als Media Player dient unter KDE der gewohnt hervorragende Amarok, der in der aktuellen Version unter anderem das Tagging und Indizieren der eigenen Musiksammlung beschleunigt hat. Auch der iPod-Support und das Transcoding wurden verbessert. Um Grafikaufgaben kümmert sich Krita in der Version 2.3, die die EntwicklerInnen selbst als die erste "user ready" Version der Software seit der Release 1.6 bezeichnen. Insofern standen hier vor allem Stabilitäts- und Usability-Bemühungen im Vordergrund.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Um Konfigurationsaufgaben kümmert sich bei openSUSE traditionell der YaST, der sich über die Jahre zu dem wohl mächtigsten grafischen Einstellungs-Tool im Linux-Umfeld entwickelt hat. Kaum eine Aufgabe, die hier nicht erledigt werden kann - so man denn nicht ohnehin Textdateien und deren Manipulation am Terminal vorzieht, versteht sich.

Updates

Zu den zentralen Aufgaben des YaST gehört das Einspielen von Updates und das Management der Softwareausstattung - beides Bereiche, die vom Update auf openSUSE 11.4 stark profitieren. Gibt es doch bei dem Paketmanagement-Tool zypper in Form von "MultiCurl-Backend", "zsync transfers" und "Metalink download support" einige Verbesserungen zu berichten. Für die NutzerInnen heißt dies vor allem: Alles wird spürbar schneller, vom Download bis zur Installation der Pakete.

Medial

Wie von früheren openSUSE-Versionen schon gewohnt, liefert man auf den Installationsmedien nur wirklich freie Software aus, wem also Audio- und Video-Codes abgehen, der sei weiterhin auf die externen Packman-Repositories verwiesen. Immerhin wird aber beim ersten Aufruf der Softwareverwaltung schon mal direkt der Download von Flash, Java und Co. angeregt - auch ein kostenloses MP3-Plugin wandert dabei mehr oder weniger automatisch auf die Platte.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Auch wenn KDE bei openSUSE unübersehbar die erste Geige spielt, betont man doch auch, einen gleichermaßen aktiv unterstützten GNOME im Angebot zu haben. Dass sich der openSUSE-GNOME tatsächlich sehen lassen kann, hat er schon in früheren Tests bewiesen. Im  Vergleich zu openSUSE 11.3 halten sich die Neuerungen diese Mal aber in engen Grenzen, was allerdings vor allem am Upstream-Projekt liegt.

GNOME 2.x

Immerhin konzentriert man sich dort schon seit einiger Zeit ganz auf die Fertigstellung von GNOME 3.0, das zentrale Umbauten an der User Experience des Desktops vornimmt. Da dieses aber erst im April veröffentlicht wird, gibt es bei openSUSE 11.4 noch die letzte Ausgabe der 2.x-Reihe - und GNOME 2.32 bringt eben relativ moderate Veränderungen.

So richtig Meta

Zu den Highlights gehört hier die Unterstützung von Metakontakten im Instant Messenger Empathy, womit also mehrere Accounts einer Person zugerechnet werden können. Darüber hinaus gab es unter der Haube zahlreiche Umbauten in Vorbereitung auf GNOME 3.0, besonders massiv trifft dies den Mail-Client Evolution, der durch das Entfernen von veraltetem Code auch in Performance-Hinsicht profitiert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Zu den zentralen Anwendungen des openSUSE-GNOME gehört der Media Player Banshee in Version 1.9.3, der neben zahlreichen anderen Verbesserungen nun auch eine Anbindung an den Amazon-MP3-Store bietet. Die damit erzielten Einnahmen leitet openSUSE übrigens vollständig an das GNOME-Projekt weiter - im Gegensatz zu Ubuntu übrigens. Canonical musste in den letzten Wochen ja herbe Kritik einstecken, da man 75 Prozent dieser Einnahmen selbst behalten will - entgegen dem Willen der Banshee-EntwicklerInnen.

Bildlich

Als Bilderverwaltung wird weiterhin F-Spot mitgeliefert, die Version 0.8.2 bringt einen besseren Umgang mit Metadaten und das automatische Erkennen von Duplikaten. Parallel dazu ist aber auch das schlankere Shotwell im Angebot, das unter anderem mit Video-Support und dem schnellen Sharen mit Online-Services wie Flickr und Youtube glänzen kann.

Zukunft

Wer will kann bei openSUSE 11.4 auch schon einen ersten Vorgeschmack auf den kommenden GNOME3 gewinnen, die GNOME Shell lässt sich recht einfach nachinstallieren. Allerdings handelt es sich dabei um keine sonderlich aktuelle Ausgabe der Software, auch ist GNOME3 durch deutlich mehr als nur die Aufnahme der GNOME Shell gekennzeichnet. Entsprechend sollen wirklich aktuelle Pakete kurz nach der Freigabe von openSUSE 11.4 im GNOME Repository des openSUSE Build Services landen. Pakete für GTK+3 - und damit die neue Generation des GNOME zugrunde liegenden Toolkits finden sich hingegen schon jetz direkt im Haupt-Repository von openSUSE. Damit will man externen EntwicklerInnen einen ersten Vorgeschmack auf die kommenden Neuerungen geben - und die Möglichkeit der Anpassung bestehender Programme erleichtern.

Screenshot: openSUSE

Die Vorbereitungsarbeiten für GNOME 3.0 sind bei openSUSE jedenfalls schon voll im Laufen, so basiert denn auch bezeichnenderweise das offizielle GNOME3-Testmedium auf der von Novell unterstützten Distribution. Damit signalisiert man auch gleich, dass openSUSE dem Weg des Upstream-Projekts folgen will, so wie es ja auch Fedora / Red Hat tut. Bei Ubuntu hat man mit Unity hingegen ja zunehmend eigene Vorstellungen zur Desktop-Zukunft.

Virtuell

Im Bereich Virtualisierung bietet openSUSE 11.4 Aktualisierungen aller gängigen freien Lösungen, also von Xen, KVM und Virtualbox. Dem Mantra von Novell folgend, dass (open)SUSE der "perfekte Gast" sein soll, wurde zudem der Betrieb der Linux-Distribution in virtuellen Maschinen optimiert, dies auch für proprietäre Lösungen wie VMware oder Microsofts HyperV.

Management

Ein prominenter Neuzugang im Software-Portfolio von openSUSE ist der WebYaST, wie der Name schon verrät, lässt sich darüber ein Linux-System per Web-Interface administrieren - dies auf Wunsch auch aus der Ferne. Als Webserver steht der Apache 2.2.17 zur Verfügung, der sich über den YaST auch rasch einrichten lässt.

Screenshot: openSUSE

An Datenbanken gibt es unter anderem MySQL 5.1.53 sowie dessen Abspaltergebnis MariaDB 5.1, auch PostgreSQL 9.0.3 ist mit dabei. Für die grafische Entwicklung gibt es KDevelop 4.2.0, QtCreator 2.1 und Anjuta 2.32. Die von Novell entwickelte freie .Net-Implementation Mono darf natürlich auch nicht fehlen, konkret gibt es bereits die noch recht junge Version 2.10. Zur bequemen Erstellung von entsprechenden Programmen liefert man MonoDevelop 2.4.2.

Box

Wer sich den Download von openSUSE 11.4 ersparen will und eventuell dazu auch gleich gern gedruckte Handbücher hätte, dem bietet sich die offizielle Kaufbox zur Distribution an. Diese ist um rund 60 Euro im Fachhandel erhältlich, und beinhaltet neben erweiterten Medien auch 90 Tage Installations-Support. Geschnürt wird das Paket übrigens vom deutschen Unternehmen open-slx.

Zusatz

Alternativ dazu sei noch ein weiteres vor allem für Linux-NeueinsteigerInnen interessantes Angebot erwähnt: Wer noch mehr zu openSUSE 11.4 erfahren will, kann dies in Form eines Ebooks von Linux-Spezialist Michael Kofler, das rechtzeitig zur Release veröffentlicht wird. Auf 165 Seiten gibt es darin kompakte und einfach verständliche Informationen zu Installation und Konfiguration, sowie einige Tipps & Tricks. Das Ebook schlägt mit rund 8 Euro zu Buche.

Screenshot: Andreas Proschofsky

openSUSE 11.4 erweist sich als ein weiteres solides Update für die traditionsreiche Distribution, auch wenn sich die wirklich großen Neuerungen in Grenzen halten. Am meisten profitieren noch die KDE-NutzerInnen vom Update zwischen KDE 4.4 und 4.6, das sowohl neue Funktionen als auch eine in zentralen Bereichen spürbar bessere Performance mit sich bringt. Auch die Aufnahme von Firefox 4 und LibreOffice 3.3.1 erfreuen uneingeschränkt.

Ausblick

In der kommenden Ausgabe von openSUSE sollte es dann wieder erheblich größere Neuerungen geben, sei es in Form der Integration von GNOME3 oder auch der eventuellen Übernahme von btrfs als Default-Dateisystem. Äußerst interessant sind auch die im Tumbleweed-Projekt gewälzten Pläne openSUSE künftig mit "Rolling Updates" zu versehen, wodurch laufend neue Programmversionen ausgeliefert würden - wie es schon jetzt vor allem kleinere Distributionen wie Gentoo oder Arch Linux machen. Mit einem solchen Schritt könnte man sich eventuell positiv von Fedora und Ubuntu abheben - was der Distribution sicher nicht schaden würde.

Fragezeichen

Über all dem steht allerdings unvermindert ein großes Fragezeichen, und das ist jenes um die weitere Zukunft von Novell. Schließlich wurde vor einigen Monaten dessen Verkauf an das eigentlich auf Legacy-Software spezialisierte Unternehmen Attachmate verkündet. Zwar hat der künftige Besitzer rasch verlauten lassen, dass man openSUSE so wie bisher weiter laufen lassen will, seit November herrscht aber öffentliche Funkstille. Zudem ist in Blog-Posts unübersehbar, wie sich nach und nach immer mehr EntwicklerInnen von Novell verabschieden, ein Trend, der ohne überzeugende, langfristige Strategie wohl kaum aufzuhalten sein wird.

Abhängigkeiten

Natürlich ist das openSUSE-Projekt nicht notwendigerweise von der Existenz Novells abhängig, in der Realität kommt aber bislang das Gros der Beiträge von dort. Würde diese Unterstützung - im schlimmsten Fall - vollständig wegfallen, könnte es also auch für die Community-Distribution eng werden. Bleibt zu hoffen, dass es nicht so weit kommt. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 10.03.11)

Screenshot: openSUSE