Eine Deponie in Évrecy südlich von Caen im französischen Département Calvados mit zirka 170 Millionen Jahre alten Gesteinen des Mittleren Jura, die bei Tiefbaumaßnahmen für eine Autowaschanlage zutage gefördert wurden.

Foto: Sönke Simonsen / Der Steinkern

Sönke Simonsen bei der Suche im fossilreichen Blockwerk. Mit der Spitzhacke wurden größere Brocken aus dem schon stark abgesammelten Haldenbeständen gezogen und dann mit einem Fäustel zerschlagen. In den fossilreichen Gesteinen zwar immer noch ein "Knochenjob", aber einer den man angesichts der Funde gerne macht.

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Ein Ammonit, wie gefunden - auch für ungeschulte Augen bereits leicht erkennbar. Dieser lag lose zwischen den Gesteinsbrocken in der Halde.

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Die Fossilfunde einer mehrstündigen Grabung in der Halde.

Wer sich selbst einmal auf die Suche nach Fossilien begeben will, ist gut beraten, zunächst keine zu hohen Ansprüche mit ins Gelände nehmen. Die Fundstellen im Calvados gehören zu den ergiebigsten Jura-Fundstellen der Welt. Doch gelegentlich sind es gerade die bisweilen unspektakulär erscheinenden Fossilien aus der unmittelbaren Umgebung, die wissenschaftlich noch kaum erforscht sind. Insofern tut der Fossilinteressierte gut daran, einen besonderen Fokus auf seine eigene Heimat zu legen. Dies hindert freilich nicht an gelegentlichen Sammelexkursionen in weiter entfernte Gebiete, z.B. auf Urlaubsreisen.

Foto: Sönke Simonsen / Der Steinkern

Nichtssagend oder vielversprechend? Das lernt der Fossiliensammler erst im Laufe der Jahre zu unterscheiden. Häufig werden die im Gelände unscheinbarsten Fundstücke durch aufwendige Präparationsverfahren, zu weitaus attraktiveren Fossilien als diejenigen Fossilien, die bereits im Fundzustand gut zu erkennen sind. Links oben ist im Gestein ein kugeliger Ammonit zu erahnen.

Foto: Sönke Simonsen / Der Steinkern

Im ersten Präparationsschritt wurde mittels eines Druckluftpräparierstichels das Gestein bis knapp über das Fossil abgetragen. Dafür war es wichtig, schon anhand des wenigen, das vom Fossil aus dem Gestein herausragte, zu erkennen, worum es sich handelt. Mit der ungefähren Kenntnis der Form des freizulegenden Objektes fällt es leichter mit dem Druckluftstichel so zu arbeiten, dass das Fossil nicht beschädigt wird. Bei der Druckluftpräparation wird eine feine Nadel durch die Druckluft angetrieben. Sie hat eine Taktfrequenz von mehreren tausend Schlägen pro Minute. Der Präparator vermag den Stichel ähnlich präzise wie einen Kugelschreiber in der Hand zu führen und wird dadurch in die Lage versetzt, feinste Konturen annähernd unversehrt freizulegen.

Bis zu diesem Stadium war etwa eine Stunde für die Freilegung des Fossils investiert worden.
Im vorliegenden Fall trennte das Gestein nicht vom Fossil. Daher wurde der Ammonit zunächst nur bis knapp oberhalb der Schale freigelegt...

Foto: Sönke Simonsen / Der Steinkern

Die anschließende Feinarbeit wurde mit Sandstrahltechnik durchgeführt. Mit mehreren bar Druck wird dabei feines Eisenpulver durch eine Düse in einem gebündelten Strahl auf das Fossil "geschossen". Die hohe Geschwindigkeit und die Härte der winzigen Eisenkügelchen sorgen dafür, dass das Kalkgestein regelrecht weggeblasen wird. Diese Technik funktioniert nur, wenn wie in diesem Fall ein Fossil mit robuster Schalenerhaltung vorliegt. Der Härteunterschied zwischen Schale und Gestein sorgt dafür, dass erstere unter dem Beschuss mit Eisenpulver keinen wahrnehmbaren Schaden nimmt, während das Gestein restlos entfernt wird. Es schmilzt im Laufe der Präparation, die Quadratmillimeter für Quadratmillimeter erfolgt, regelrecht dahin.

Das Foto zeigt den Status der Freilegung nach etwa halbstündigem Strahlvorgang.

Foto: Sönke Simonsen / Der Steinkern

Der Präparations-Arbeitsplatz: Links ist eine Sandstrahlbox zu sehen, mittig ein Sandstrahlgerät und rechts die Präparationsbox für die Arbeit mit dem Druckluftstichel. Wegen der beim Sticheln und Strahlen anfallenden Stäube benötigt man Boxen, die z.B. mit Industriesaugern abgesaugt werden. Zusätzlich zum Sandstrahlgerät und dem Druckluftstichel wird noch ein Kompressor benötigt, um die Geräte mit Druckluft zu versorgen. Insgesamt muss ein vierstelliger Betrag für die Ausstattung einer Sammler-Werkstatt investiert werden. Doch das soll niemanden abschrecken, denn relativ gute Präparationsergebnisse lassen sich fürs erste auch mit Hammer und Meißel oder kostengünstigen Elektrogravierern erzielen. Auch chemische Präparationsmethoden können bei gezieltem Einsatz gute Erfolge bringen. Wer das Hobby intensiv betreibt, wird am Ende gerne bereit sein, dafür auch einiges zu investieren. Welches Hobby ist schon kostenlos? Das Sammeln von Fossilien ist im Vergleich zu anderen Hobbys immer noch ein eher kostengünstiges Steckenpferd.

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Nach insgesamt rund zweieinhalb Stunden Präparationsdauer mit Druckluftstichel und Strahlgerät sowie dem anschließenden Bepinseln mit einem Steinpflegemittel präsentiert sich dem Betrachter ein tadellos erhaltenes Fossil, dem man sein Alter von 170 Millionen Jahren kaum ansieht. Der wissenschaftliche Name für den 5 cm großen Ammoniten lautet Chondroceras orbignyanum (WRIGHT, 1859). Es ist nur eine von tausenden Ammonitenarten, die Fossiliensammler, neben zahlreichen anderen ehemaligen Lebewesen, im Gelände finden können. Die Vielfalt der möglichen Funde macht die Suche nach diesen am Ende der Kreidezeit vor rund 65 Millionen Jahren ausgestorbenen Kopffüßern zu einem faszinierenden Hobby.

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Wenn Sie selbst Fossiliensammler sind, Ihr Interesse für Fossilien durch den Artikel geweckt wurde oder sie durch Zufall auf erste Funde gestoßen sind, können Sie auf der Webseite www.steinkern.de mehr erfahren.

Das Forum von Steinkern.de ist die größte Community für Fossiliensammler im deutschsprachigen Raum und bietet Neueinsteigern Hilfestellung bei der Bestimmung von Funden und der Orientierung im Hobby.

Sönke Simonsen ist Betreiber der Webseite und Herausgeber der Fossilienzeitschrift "Der Steinkern". In der seit 2008 erscheinenden Zeitschrift finden sich unter anderem Berichte über Fundstellen, Präparationstechniken und Sammlerporträts.

Foto: steinkern.de