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Ideenlose Programmierung, entsprechend leere Säle: Das "Auge Gottes" litt schon lange an Vernachlässigung, eine von der Constantin gewünschte öffentliche Förderung hätte Konzernbilanzen geschönt, nicht aber dem Kino längerfristig weitergeholfen.

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Wien - Die Wiener Kinolandschaft ist bald um ein weiteres Haus ärmer: Die Schließung des Kinos "Auge Gottes" steht laut einer Aussendung der Unternehmensgruppe Constantin-Film bis Ende Juni bevor. Als Ursachen für das Einstellen des Kinobetriebs nennt die Unternehmensleitung "rückläufige Besucherzahlen und die einseitige Wiener Kinoförderung."

Der Kinostandort in der Wiener Nussdorferstraße liege zwischen zwei starken Kino-Standorten: den Kinocenters in der Lugner City und dem Millenium Tower. "Wir registrieren in den vergangenen Jahren leider immer weniger Besucher, weshalb sich der Standort nicht mehr betriebswirtschaftlich sinnvoll führen lässt", heißt es nun seitens der Unternehmensleitung. Durch "die einseitige Wiener Kinoförderungspolitik" würden "nur wenige einzelne Wiener Kinos geringfügig gefördert werden, während über andere - wie z.B. dem Gartenbaukino - Füllhorner mit mehreren hunderttausend Euro jährlich ausgeschüttet werden", so die Constantin-Film.

SPÖ-Filmsprecherin Vitouch bedauert Schließung

Gemeinderätin und Filmsprecherin Elisabeth Vitouch (SPÖ) äußerte in einer Aussendung ihr Bedauern über die Schließung des "Auge Gottes"-Kinos. Gleichzeitig betonte die Kulturpolitikerin, dass auch die Betreiber des Kinos, die Constantin-Film Unternehmensgruppe um eine Förderung ansuchen hätten können.

Vitouch erklärte, dass "die Schließung des Kinos nichts mit der Wiener Kinoförderung zu tun hat, die sehr wohl für die Vielfalt der heimischen Kinos sorgt". Die Förderung könne aber nur von Betreibern in Anspruch genommen werden, "die in ihrem Kino über die rein kommerzielle Programmierung hinausgehen und beispielsweise Rahmenveranstaltungen für Festivals, Kinder, Senioren oder Alleinerziehende bieten", so Vitouch.

Filmfonds-Geschäftsführer: Veraltetes Kino fällt Constantin zum Opfer 

Der mit über einem Drittel Anteil österreichische Kinomarktführer Constantin schließe ein veraltetes Wiener Fünfsaalkino aus betriebswirtschaftlichen Gründen und versuche der Öffentlichkeit einzureden, dass die "unzureichende Kinoförderung" der Stadt Wien diese Schließung erzwingen würde, kritisiert auch Peter Zawrel, Geschäftsführer des Filmfonds Wien und ehemaliger Vorsitzender der Wiener Kinokommission.

Dass die Constantin das "Auge Gottes" sperren werde, sei schon seit Jahren klar gewesen. Die einzige Alternative wäre eine Kehrtwende in der Programmierung, verbunden mit einer gestalterischen Durchlüftung gewesen, so Zawrel. Säle mit Leinwänden von 10 und 12 Quadratmetern wie etwa die C und E im "Auge Gottes" am Leben zu erhalten, müsse als Liebhaberei betrachtet werden, die sich auch die öffentliche Hand nicht leisten könne.

Es wäre dies kein Einzelfall: Im Vorjahr wurde das "Tuchlauben"-Kino geschlossen, obwohl die Constantin für die Positionierung ihrer Innenstadtkinos  - "Actor's", "Artis", "Tuchlauben" - von der Stadt Wien Förderungen erhalten hatte,  wie schon zuvor  das "Atelier"-Kino auf der Wollzeile geschlossen wurde.

Auch die Constantin habe 2010 vom MEDIA-Programm der EU "mehr als 300.000 Euro Verleihförderung und zusätzliche Kinoförderung für drei Wiener Standorte erhalten - aber das hindert sie nicht daran, diesen geförderten Markt weiter zu verknappen".

Mitarbeiter sollen weiter beschäftigt werden

Im "Auge Gottes"-Kino sind laut Unternehmensangaben derzeit 16 Mitarbeiter beschäftigt, zehn davon geringfügig. Diese würden innerhalb der Constantin-Film Unternehmensgruppe weiter beschäftigt werden. Der Spielort in Wien Alsergrund wurde 1955 eröffnet und ist seit Mitte der 60er Jahre ein Teil der Unternehmensgruppe. (red, derStandard.at, 9. März 2011)