Peter Rigaud fotografierte die Journalistin Susanne Scholl - und auch deren Mutter Dorothea Scholl. Die lebensfrohe Dame, geboren 1916 in Wien, ließ sich in ihrer Küche porträtieren.

Foto: Peter Rigaud

Wien - Im Auftrag großer Magazine darf Peter Rigaud immer wieder das jüdische Wien porträtieren - in der Regel aber nur jenes, das dem Klischee entspricht. In Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Nu, deren Erscheinungsbild der Salzburger im letzten Jahrzehnt mit seinen Schwarz-Weiß-Fotos prägte, entstand die Idee, das jüdische Wien der Jetztzeit zu zeigen: in seiner Heterogenität anhand von Porträts bekannter wie unbekannter Menschen.

Zudem bat Rigaud die Porträtierten, ihm eine Person zu nennen, die er für sie ablichten sollte. Entstanden sind somit Doppelporträts - beziehungsweise eigentlich Triptychons. Denn die Bildnisse, die unter dem Titel Jude sein in der Dependance des Jüdischen Museums am Judenplatz gezeigt werden, sind durch die Begründung miteinander verknüpft.

Der Filmproduzent Eric Pleskow z. B. nannte Ari Rath, den Ex-Herausgeber der Jerusalem Post: "Wir sind in Wien beide in der Porzellangasse aufgewachsen und kannten einander nicht." Danielle Spera wünschte sich ein Foto von André Heller, die Journalistin Susanne Scholl eines ihrer Mutter Dorothea etc. Mit diesen außerordentlichen Porträts stellt Rigaud nebenbei die Frage nach der jüdischen Identität. Ob der Vielschichtigkeit ist eine Antwort aber unmöglich. (trenk, DER STANDARD - Printausgabe, 8. März 2011)