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Der Abt des Stifts Kremsmünster gibt zu: "Es war ein großer Fehler, Gerüchten nicht nachzugehen."

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Linz - "Im Stift Kremsmünster hat es Missbrauch gegeben - seelische und körperliche Gewalt sowie sexuellen Missbrauch. Als Abt des Stiftes möchte ich mich bei den Opfern in aller Form aus tiefstem Herzen entschuldigen" - Abt Ambros Ebhart fand am Freitag klare Worte. In dem Benediktinerstift war es nach dem "annus horribilis" Zeit, Bilanz zu ziehen. Und es scheint die Zeit des Kalmierens und Vertuschens vorbei, die Welle an bekanntgewordenen Missbrauchsfällen hat die Mauer des Schweigens durchbrochen.

Insgesamt 45 mögliche Opfer hätten sich bei der Diözesanen Kommission gegen Missbrauch und Gewalt gemeldet, in vorerst fünf Fällen habe man sich auf Entschädigungszahlungen geeinigt, berichtet Abt Ambros. Gegen drei Klosterbrüder gab es Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs, gegen acht weitere Personen - davon drei weltliche Lehrer - wegen körperlicher oder seelischer Gewalt. Ein Verfahren gegen einen Geistlichen ist noch bei der Staatsanwaltschaft anhängig.

"Die Benediktiner von Kremsmünster haben sich den Vorwürfen gestellt und dieses dunkle Kapitel der Vergangenheit aufgearbeitet", ist Abt Ambros überzeugt. Die Gemeinschaft habe sich regelmäßig unter der Begleitung eines Psychologen getroffen. "Ich habe aber vor allem die Opfer in verschiedener Form zu Gesprächen eingeladen und auch mit den Beschuldigten Gespräche geführt", erläutert der Abt.

Vatikan ermittelt

Alle Mitglieder des Konvents und des Lehrkörpers - auch pensionierte - habe man um eine Stellungnahme gebeten. Dabei habe sich herausgestellt, dass es Gerüchte gegeben habe, "aber nur in zwei Fällen konkretes Wissen". Die Betroffenen seien damals zwar von ihrer Tätigkeit abgezogen worden, "aus heutiger Sicht hätten aber die Konsequenzen viel drastischer sein müssen". Ambros: "Es war ein großer Fehler, Gerüchten nicht nachzugehen."

Konkrete Entschädigungs-Summen wollte man nicht nennen, verwies aber auf die Sätze der Klasnic-Kommission: 5000 Euro für Missbrauch, 15.000 für schweren und 25.000 Euro für sexuellen Missbrauch. Bei jenen drei Patres, denen sexueller Missbrauch vorgeworfen wird, werde der Vatikan über mögliche kirchenrechtliche Konsequenzen entscheiden. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD; Printausgabe, 5./6.3.2011)