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Dumm gelaufen: der SV Kapfenberg gewann gegen die Austria 1:0.

Foto: APA/AP/Leodolter

Köln - An die deutsche Fußball-Bundesliga wagten sich die Wettbetrüger um Ante Sapina nicht heran, in Österreichs Topliga sollen sie jedoch Spieler bestochen und dadurch sechsstellige Beträge gewonnen haben. Das geht aus der Anklageschrift gegen den mutmaßlichen Haupttäter im Fußball-Wettskandal und fünf seiner Helfer hervor, die sich ab 21. März vor dem Bochumer Landgericht verantworten müssen.

Abwehrspieler des Kapfenberger SV

Ante Sapina, der durch den Wettskandal um den DFB-Schiedsrichter Robert Hoyzer berühmt wurde, und sein Kompagnon Marijo C. sollen Spieler des Bundesligisten Kapfenberger SV bestochen haben, damit sie absichtlich drei Partien verlieren. Im Mittelpunkt stand dabei, so die Bochumer Staatsanwaltschaft, ein Abwehrspieler des Klubs. Er soll über einen Mittelsmann insgesamt mehr als 200.000 Euro erhalten haben, die er zum Teil an seine Teamkollegen weitergeben sollte.

Ante Sapina und Marijo C. setzten dann laut Staatsanwaltschaft hohe Beträge auf die Kapfenberger Spiele am 29. August 2009 bei Red Bull Salzburg (0:4), am 23. September 2009 gegen Rapid Wien (0:1) und am 28. Oktober 2009 gegen Austria Wien (1:0). Allerdings spielten die Steirer nicht immer so, wie es die Wettpaten erwarteten.

Der Sieg gegen die Austria kam Sapina und Marijo C. teuer zu stehen. Über 423.000 Euro setzten sie nach den Erkenntnissen der Ermittler bei asiatischen Wettanbietern, 312.000 Euro davon verloren sie. Zudem brachten sie laut Staatsanwaltschaft "mindestens 140.000 Euro" an Bestechungsgeld auf, das Marijo C. dem belasteten Abwehrspieler zwei Tage vor dem Spiel in Wien zumindest teilweise übergeben haben soll. Der Spieler gab bei der österreichischen Polizei zu, von Marijo C. auf Manipulationen angesprochen worden zu sein.

Es lief nicht nach Plan

Ante Sapina, wie Marijo C. seit dem 19. November 2009 in Untersuchungshaft, bestätigte bei seinen Vernehmungen im August, dass von den 140.000 Euro "100.000 für die korrupten Spieler erforderlich" gewesen seien. Die restlichen 40.000 Euro sollten für die Profis auf eine eigene Niederlage gewettet werden. Weil Kapfenberg gewann, forderten die Wettpaten das Geld zurück. Ein Mittelsmann soll es in bar zurück zu Marijo C. nach Nürnberg gebracht haben.

Auch beim Kapfenberger 0:1 gegen Rapid zahlten die mutmaßlichen Wettbetrüger drauf: Von mehr als 246.000 Euro Einsatz in Asien erhielten sie nur knapp 70.000 Euro zurück, weil sie auf eine höhere Niederlage gesetzt hatten. Ante Sapina gab zu, dass er das Spiel für 100.000 Euro "gekauft" habe. Da Kapfenberg aber nicht mit mindestens zwei Toren verloren habe, sei der Betrag nicht gezahlt worden.

Einmal kassierten Ante Sapina und Marijo C., so die Ermittler, jedoch ab: Einen Wettgewinn von knapp 104.000 Euro listet die Anklageschrift nach dem Kapfenberger 0:4 in Salzburg auf. 80.000 Euro soll Sapina über einen Mittelsmann mehreren KSV-Profis gezahlt haben, damit sie mit mindestens drei Toren Unterschied verlieren. Weil die Buchmacher in Asien aber von Manipulationsgerüchten gehört hatten, seien die Wetten "nur unter Schwierigkeiten" zu setzen gewesen, so Sapina.

Auch Hartberg beschuldigt

Die höchsten Gewinne fuhren die "Köpfe der Bande" (Staatsanwalt Andreas Bachmann) bei einem österreichischen Zweitligaspiel ein. Über 650.000 Euro bei asiatischen Buchmachern brachte ihnen laut Anklageschrift die 0:7-Niederlage des TSV Hartberg bei Red Bull Juniors Salzburg am 22. September 2009 ein. 60.000 Euro seien an Hartberger Mittelfeld- und Abwehrspieler geflossen, sagte Sapina aus. Auch beim Hartberger Pokalspiel beim Drittligisten SC Zwettl am 14. August 2009 (4:2) soll es Manipulationsabsprachen gegeben haben.

Insgesamt sollen die sechs Beschuldigten, die wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs angeklagt sind, Wetten auf 47 Spiele platziert haben, bei denen Manipulationsabsprachen bestanden. Sie sollen 550.000 Euro aufgewendet haben, um Spieler und Schiedsrichter zu bestechen. Mit 3,5 Millionen Euro Einsatz sollen sie 2,8 Millionen Euro Gewinn erzielt haben.

Bundesliga: Keine neuen Informationen

ÖFB und Bundesliga ließen per Aussendung wissen, über keine neuen Informationen in der Sache zu verfügen. Es wird darauf verwiesen, bereits seit Dezember 2009 mit der UEFA und der Bochumer Staatsanwaltschaft in Kontakt zu stehen. Außerdem arbeite man eng mit den österreichischen Behörden zusammen.
Diese hätten zugesichert, den Fußballverband bei neuen Verdachtsmomenten umgehend in Kenntnis zu setzen. Dies sei bisher nicht geschehen. Bundesliga-Vorstand Georg Pangl wies darauf hin, dass es "weiterhin keine verbindlichen Belege für mögliche Spiel- oder Wettmanipulationen gibt. "

Das gemeinsam von Bundesliga, Buchmacherverband, Sportwetten GmbH und ÖFB initiierte und seit Jahren im Einsatz befindliche Wettfrühwarnsystem zur Früherkennung und umgehender Bekämpfung möglicher Wettmanipulationen, habe im Zuge des permanenten Monitorings keine Auffälligkeiten ergeben. Man werde aber die Entwicklung in dieser Causa weiter genau beobachten. Eine unter dem Vorsitz von DDr. Gerhard Kapl eingesetzte permanente Task Force sei einsatzbereit. (sid/red)

29. August 2009:

Red Bull Salzburg - Kapfenberger SV Superfund 4:0 (3:0) Red-Bull-Arena, 10.800, SR Lechner. Torfolge: 1:0 (11.) Zickler, 2:0 (14.) Tchoyi, 3:0 (36.) Cziommer, 4:0 (61.) Pokrivac

Salzburg: Gustafsson - Schwegler, Dudic, Opdam, Ulmer - Augustinussen (78. Leitgeb) - Tchoyi (63. Vladavic), Cziommer (55. Pokrivac), Svento - Janko, Zickler

Kapfenberg: Wolf - Osoinik, Hüttenbrenner, Fukal, Majstorovic - Kozelsky (81. Alar), Siegl, Sencar, Schellander - Pavlov (56. Krenn), Heinz (57. Scharrer)

23. September 2009:

Kapfenberger SV - SK Rapid 0:1 (0:0). Franz-Fekete-Stadion, 6.250, SR Schörgenhofer. Tor: 0:1 (77.) Dober

Kapfenberg: Wolf - Gansterer, Rauscher, Fukal, Osoinik - Schmid (64. Kozelsky), Scharrer, Majstorovic, Sencar (85. Hüttenbrenner) - Heinz (76. Felfernig) - Alar

Rapid: Payer - Dober, Eder, Soma, Katzer - Kavlak (63. Drazan), Heikkinen, Hofmann, Pehlivan, Boskovic (54. Salihi) - Jelavic

28. Oktober 2009:

Kapfenberger SV - FK Austria Wien 1:0 (0:0). Kapfenberg, Franz-Fekete-Stadion, 3.500, SR Hameter Tor: 1:0 (83.) Felfernig

Kapfenberg: R. Wolf - Gansterer (64. Felfernig), Schönberger, Majstorovic, Osoinik - Schmid, Siegl (84. Hüttenbrenner), Sencar, Schellander - Heinz, Alar (75. Pavlov)

Austria: Safar - Standfest, Dragovic, Ortlechner, Suttner (27. Madl) - Klein, Baumgartlinger, Sulimani - Junuzovic (75. Liendl), Acimovic - Diabang (60. Schumacher)