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Seidler folgt auf Langzeit-Rektor Peter Skalicky.

Foto: APA/TU WIEN

Wien - Die Werkstofftechnikerin Sabine Seidler (49) ist heute, Freitag, vom Universitätsrat einstimmig zur neuen Rektorin der Technischen Universität (TU) Wien gewählt worden. Sie folgt auf Langzeit-Rektor Peter Skalicky, der nach 20 Jahren an der Spitze der TU nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidiert hatte. Seidler ist nach Ingela Bruner (Universität für Bodenkultur, 2008-2009) sowie Sonja Hammerschmid (Veterinärmedizinische Universität, seit 2010) die dritte Frau an der Spitze einer staatlichen Universität - interessanterweise alle an Unis mit vor allem naturwissenschaftlicher bzw. technischer Ausrichtung.

Die aus Deutschland stammende Seidler erhielt 1996 bereits als erste Frau eine Professur (Nichtmetallische Werkstoffe) an der TU Wien und wurde 2007 ebenfalls als erste Frau dort Vizerektorin. Mit Forschung war sie dort gleich für ein prestigeträchtiges Ressort zuständig.

Für die Funktion des Rektors hatten sich insgesamt zehn Personen beworben. Bei der Wahl im Uni-Rat setzte sich Seidler gegen Josef Eberhardsteiner, Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen der TU Wien, und Wladimir Reschetilowski, Professor für Technische Chemie an der Technischen Universität Dresden, durch. Sie tritt ihr Amt am 1. Oktober an.

Ergebnis eines "natürlichen Karriereverlaufs"

Seidler sieht sich nach ihrer Bestellung weniger als Vorreiterin. Für sie sei ihre Wahl das Ergebnis eines "natürlichen Karriereverlaufs und folgerichtig für mich", so die Wissenschafterin am Freitag.

An der Positionierung der TU will die designierte Rektorin nichts ändern. "Die TU bleibt eine Forschungsuniversität", deren Bekanntheitsgrad sich nicht nur durch die dort tätigen Personen definiere, sondern durch deren Themen. In ihrer noch laufenden Amtsperiode als Vizerektorin für Forschung wurden die Forschungsschwerpunkte von 32 auf fünf reduziert. Dies werde grundsätzlich beibehalten - natürlich würden aber perspektivisch vielleicht neue Teilgebiete dazukommen bzw. wegfallen. "Das ist ein lebender Prozess."

"Lobenswert" findet Seidler die neue MINT-Kampagne des Wissenschaftsministerium, mit der mehr Studenten in die Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) gelockt werden sollen. "Sie setzt aber zu spät an", bedauerte Seidler. "Wir wissen relativ genau, dass wir bei den 14- und 15-Jährigen das Technikinteresse verlieren, nicht erst bei den 18-Jährigen." Daher brauche man andere Maßnahmen.

Teurere Studien

Bisher hätten sich aufgrund der im Vorjahr gestarteten Kampagne die Studienanfängerzahlen an der TU nicht verändert, meinte Seidler. Sollte sie aber tatsächlich greifen, habe sie die "große Sorge", wie man einen Studentenzuwachs bewältigen könne. "Dazu bräuchten wir auch das nötige Geld." In den einzelnen Studienrichtungen gebe es derzeit zwar unterschiedliche Auslastungen: "Man muss aber bedenken, dass unsere Studien deutlich teurer sind als Publizistik oder Jura. Wir brauchen ja auch die technische Infrastruktur."

"Problematisch" sei die Situation derzeit schon an der Architektur, so Seidler: "Da haben wir unser Limit schon um das Doppelte überschritten." Auf die Frage, ob sie sich deshalb Regelungen wie etwa an der Psychologie wünsche, wo die Platzzahl beschränkt werden kann, sagte Seidler: "Ich halte nicht viel von Insellösungen." Entweder man stelle die Kapazitäten für einen freien Hochschulzugang zur Verfügung oder man überlege sich generelle Zugangsregelungen. (APA)