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Auch in Kombination beeinträchtigen Medikamente mitunter das Fahrvermögen.

Regensburg - Jeder weiß: Alkohol und Autofahren, das passt nicht zusammen. Die wenigsten wissen: Medikamente können die Fahrtüchtigkeit ebenfalls beeinträchtigen. Dabei geht es nicht nur um Medikamente, deren Wirkung sozusagen auf der Hand liegt, wie Schlaf-, Beruhigungs- oder starke Schmerzmittel. Auch Appetitzügler, Antiallergika, Hustenblocker, Diabetesmedikamente, Mittel gegen Reiseübelkeit oder Medikamente, die bei Augenuntersuchuneng angewendet werden, können die Fahrfähigkeit stark herabsetzen, berichtet der deutsche Online-Reportagedienst obx-medizindirekt.

Wie häufig Autofahrer unter Medikamenteneinfluss am Steuer unterwegs sind, belegen Zahlen, die die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) vorlegt:

- Rund ein Fünftel aller Medikamente, die sich derzeit auf dem Markt befinden, können das Reaktions-Vermögen beeinträchtigen.

- Jeder vierte Unfall ist direkt oder indirekt auf die Einnahme von Tabletten, Tropfen oder Zäpfchen zurückzuführen.

- 80 Prozent aller Verkehrsteilnehmer, die Medikamente einnehmen, wissen nicht, dass ihre Fahrtüchtigkeit dadurch beeinflusst werden kann.

- Schweizer Verkehrsexperten schätzen darüber hinaus, dass rund 20 Prozent aller tödlichen Straßenverkehrsunfälle in Zusammenhang mit Alkoholgenuss stehen. Aber es sind sogar 25 Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle, bei denen Medikamente die Fahrtüchtigkeit beeinflusst haben.

Volker Kalus, Dozent für Fahrerlaubnisrecht und Fahrlehrerrecht sowie Mitautor des Buches „Drogen und Straßenverkehr", beschreibt einige der Arzneimittelgruppen, bei denen besondere Vorsicht walten sollte.

Schlaf- und Beruhigungsmittel: Sie führen generell zu einer Dämpfung des zentralen Nervensystems. Die größte Bedeutung kommt in dieser Gruppe den Benzodiazepinen zu, von denen es mehr als 50 unterschiedliche Präparate gibt. 

Antidepressiva und Neuroleptika: Sie werden als Mittel gegen Depressionen bzw. bei Psychosen eingesetzt. Beide Gruppen können das Reaktionsvermögen herabsetzen und eine Gleichgültigkeit gegenüber äußeren Reizen erzeugen. 

Antiallergika: Die Symptome einer Allergie können per se bereits die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen. Lokal angewendete Medikamente wie Nasen- oder Augentropfen haben kaum eine Bedeutung für die Fahrtüchtigkeit. Dagegen enthalten einige Antiallergika, die oral aufgenommen werden, stark beruhigende Wirkkomponenten. Allerdings hat die Verschreibungshäufigkeit der beruhigenden Antiallergika in den letzten Jahren stark abgenommen. Einige werden jedoch auch als Beruhigungs- und Schlafmittel bzw. als Medikamente gegen die Reisekrankheit verschrieben.

Schmerzmittel: Sie stellen die größte und am häufigsten konsumierte Arzneimittelgruppe dar. Zu den schwach wirksamen Schmerzmitteln zählen etwa Azetylsalizylsäure (ASS), Paracetamol oder Ibuprofen. Die meisten sind auch ohne ärztliche Verschreibung in der Apotheke erhältlich. Volker Kalus: „Eine verkehrsrelevante Wirkung wird im Allgemeinen nicht anzunehmen sein, sofern kein verschreibungspflichtiges Mischpräparat mit Codein vorliegt." Stark wirkende Schmerzmittel wie Opiate dagegen können die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, weil sie dämpfend auf das Reaktions- und Aufmerksamkeitsempfinden wirken. Zu Beginn einer Behandlung, in der so genannten Einstellungsphase, wird die Fahrtüchtigkeit besonders stark herabgesetzt. „Schmerztherapeuten sind aber der Meinung, unter einer gleich bleibenden Opitat-Therapie könne ein Patient im Einzelfall fahrtüchtig sein, insbesondere, wenn keine zusätzliche Medikamenteneinnahme, etwa von Sedativa, vorliegt", kommentiert Kalus.

Psychostimulanzien: Sie sollen bei Erschöpfung, Leistungs- oder Konzentrationsschwäche eine Antriebssteigerung bewirken. Am Kfz-Steuer können sie eine enthemmende Wirkung entfalten, die oft bis zur Selbstüberschätzung führt. (red)