ANDY MANNDORFF
Dirt &
Soil
(cracked anegg records)
Lebenszeichen eines der subtilen
Gitarristen Europas: Andy Manndorff agiert hier auf vielfach malerisch
angelegter Themen- und Harmoniebasis, entwickelt mit Clemens Wenger (Piano),
Stomu Takeishi (b) und Ted Poor (dr) sanft dahinschwebende nonverbale
Erzählungen, die sich nach und nach zu hoher Intensität aufbäumen. Dabei zeigt
sich, dass Manndorff mit seiner unkonventionellen, mit weiten Intervallen
arbeitenden Improvisationskunst zu starken situativen Verdichtungen befähigt
ist. Reizvoll auch, wie er als Komponist entspannte und dynamische Strukturen
übereinanderschichtet, um eine reizvolle Ambivalenz der Musik zu erzeugen.
Gelassene, aber immer "angriffslustige", reife Musik. (Live: 9. 3. im Porgy &
Bess, 20.30 Uhr)
CHICO FREEMAN / FRITZ
PAUER TRIO
The Essence of Silence
(JIVE)
Das hier ist
Traditionspflege der gediegenen, lebendigen Art: Das Fritz Pauer Trio (mit
Bassist Johannes Strasser und Schlagzeuger Joris Dudli) begibt sich mit Sopran-
und Tenorsaxofonist Chico Freeman auf eine 2-CD-Reise durch
Eigenbaukompositionen und vermittelt einen inspirierten, kompakten Eindruck.
Freeman verfügt auf beiden Instrumenten über hohe (oft weiche, poetische)
Ausstrahlung; Fritz Pauers unaufdringliche Eloquenz ist immer zugegen, wenn es
darum geht, Kommentare abzugeben. Bei Intros hört man zudem, wie viel
Gestaltungskraft er auf knappem Raum zur Entfaltung bringen kann. Dazu sorgt die
Rhythmusgruppe konstant für Intensität. Am Schluss noch der Klassiker Angel
Eyes einmal in einer souljazzigen Version. Auch hier viel Musikhitze und
keine Note zu viel.
KLAUS HAMPL / QUARTETTO
DI ROMA
Reger/Marteau
(Naxos)
Kammermusik zu entdecken: Der deutsche
Klarinettist Klaus Hampl und das Quartetto di Roma stellen Max Regers spätes
Klarinettenquintett A-Dur, op. 146 und Henri Marteaus (1874-1934)
Klarinettenquintett op. 13 einander gegenüber. Hampls unaufdringliche
Spielklarheit schwebt eindringlich über dem filigranen, differenzierten und bei
Bedarf romantisch aufgeladenen Spiel des Quartetts. Beide Quintette werden mit
hoher Innenspannung versehen, auch die kleinsten Details finden sich
charaktervoll zum Leben erweckt. In Summe also: beeindruckende
Schattierungskunst, die nie den Überblick über die Gesamtdramaturgie der Werke
verliert. Wäre schön, das einmal auch in Wien live zu hören.
(tos/ DER STANDARD, Printausgabe, 4.3.2011)