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Ist diese Beute fett genug? Das hängt für Große Hufeisennasen vom Gesamtangebot ab.

Foto: REUTERS/Mick Tsikas

München/London - Auf ein kleines Beutetier verzichten, wenn Aussichten auf ein größeres bestehen - dazu sind auch Fledermäuse in der Lage. Allerdings müssen sie dafür biologisch gerüstet sein. Das ergab eine Studie der Universität Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen, die in den "Proceedings" der britischen Royal Society erschienen ist. 

Beute-Erkennung

Die Crux: Fledermäuse orten Insekten per Echolot, können mit dem Ultraschall jedoch verschiedene Insektenarten nur bedingt auseinanderhalten. Studienerstautor Klemen Koselj verglich das mit einem imaginären Supermarkt, in dem alle Nahrungsmittel in nahezu identischer Verpackung verkauft werden, was dem Kunden die Auswahl erheblich erschwert. Dementsprechend führten Studien mit verschiedenen Fledermausarten in der Vergangenheit zu keinen eindeutigen Ergebnissen.

Die deutschen Forscher wählten jedoch Große Hufeisennasen (Rhinolophus ferrumequinum) - eine Art, die in Deutschland fast ausgestorben ist. Anders als andere Fledermausarten kann die Große Hufeisennase mit einem genaueren Echo-Ortungssystem auch die Größe ihrer Beute erkennen. Und siehe da: "Bei uns haben sich die Fledermäuse immer so verhalten, dass sie den Energiegewinn maximiert und gleichzeitig den eigenen Aufwand minimiert haben", sagt Koselj.

Das Experiment

Koselj führte ein Experiment durch, das ein wenig abstrakt anmutet, aber offenbar funktionierte: Anstatt typische Beutetiere der Fledermäuse einzusetzen, simulierte er im Labor mit Propellern unterschiedliche Nachtfalter. Ein großer, langsam drehender Propeller warf ähnliche Echos zurück wie ein großer Falter. Ein kleiner, rasch drehender täuschte der Fledermaus hingegen ein kleines Insekt vor. Anstatt eines echten Falters bekamen die Fledermäuse entweder einen großen oder einen kleinen Mehlwurm, der ihnen an einem Faden hängend serviert wurde - je nachdem, auf welchen Propeller sie reagiert hatten.

Waren die Zeiträume zwischen dem Auftreten der "großen Falter" lang - was der Fledermaus das Vorhandensein von nur wenigen großen Tieren suggerierte - ließen sich die Hufeisennasen die kleinen Falter nicht entgehen. Denn die Gefahr, beim Verzehr einen größeren Happen zu verpassen, war nur gering. "Es lohnte sich dann nicht, darauf zu pokern, dass eine große Beute vorbeikommt."

Waren die Intervalle aber kurz, was auf viele große Insekten hindeutete, kamen die kleinen Falter mit dem Leben davon. "Wenn die Fledermaus mit der kleinen Beute beschäftigt ist, läuft sie Gefahr, die große Beute zu verpassen", fasste Koselj das Entscheidungssystem zusammen. Dabei hatte jede der aus seiner Heimat Slowenien mitgebrachten Test-Fledermäuse etwas andere, individuelle Kriterien. "Wir konnten nicht feststellen, woran das liegt." Die Forscher vermuten jedoch, dass die Tiere beim Fressen unterschiedlich geschickt sind und ihr Jagdverhalten danach ausrichten. (red/APA)