In Österreich verdienen Frauen, bei gleicher Leistung, weniger als Männer. In Österreich sind Frauen in Führungspositionen so selten wie Schneeglöckerln im Juli. In Österreich braucht es, um Gleichstellung zwischen Frauen und Männern herzustellen, Quoten und rechtliche Regelungen; aber es wird schon werden.

Dafür geht es bei den Männern in familiärer Hinsicht (da waren sie präsenzmäßig bisher eher unterrepräsentiert) jetzt schneller - der Justizministerin sei Dank. Claudia Bandion-Ortner glaubt an die automatische gemeinsame Obsorge für Kinder, auch wenn die Partnerschaft der Eltern zerbrochen ist. Vor allem glaubt sie, dass das Sorgerecht auch Vätern zustehen soll, die sich im öden Alltag Jahre nicht um ihre Kinder gekümmert haben. Die aber dann, wenn die Pflichtzeit des Windelwechselns, In-der-Nacht-Aufstehens, des Babysitter-Suchens-wegen-Ohrenentzündung vorbei ist, ihre Vaterliebe erkennend, das Sorgerecht einfordern. "Warum soll einer vorher Staub saugen oder Windeln wechseln? Wenn er Unterhalt zahlt, soll er auch ein Mitspracherecht haben", wird die Ministerin zitiert.

Und nennt das allen Ernstes, vor "Geschlechterkampf" warnend, "Kinderpolitik". Sie könnte es auch ehrlich sagen: Wer zahlt, schafft an. Und wer mehr verdient, wissen wir ja.
Sicher, Geschlechterkampf war einmal. Aber Zeit ist vielleicht für den Kampf gegen schlechte, vorgestrige Politik. (Renate Graber/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.3.2011)