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Ein Fünftel aller Pflegerinnen kommt aus der Slowakei.

Foto: APA/Gindl

Wien - Im Pflegesektor sind sie schon lange nicht mehr wegzudenken: Arbeitskräfte, vor allem weibliche, aus der Slowakei. In einer neuen Studie des Instituts für Berufsbildungsforschung (ÖIBF) für die Gewerkschaft der Privatangestellten wurde nun untersucht, welche Rolle die Grenzregion zur Slowakei nach der Öffnung des Arbeitsmarktes mit 1. Mai spielen wird. Auf Basis einer Befragung von 1500 slowakischen Haushalten geht man davon aus, dass 7600 Slowaken nach Österreich ziehen oder pendeln werden. Derzeit sind bereits 9500 Slowaken unselbständig und 14.000 selbständig in Österreich beschäftigt.

Ein interessanter Aspekt für den Pflegebereich: Es dürfte zum Teil zu einem Verdrängungswettbewerb kommen. Pflegekräfte, die bereits hier arbeiten, sollen vermehrt in reguläre Beschäftigungsverhältnisse auf ihrem tatsächlichen Qualifikationsniveau wechseln. Derzeit werden sie oft unter ihrem Ausbildungsniveau eingesetzt. Dafür dürften laut Studie andere Arbeitskräfte aus der Slowakei und aus Polen nachrücken. Polen vor allem deswegen, weil sich auch in der Slowakei bereits ein Pflegermangel abzeichnet.

Fehlende bilaterale Abkommen

Befragt wurden für die Studie auch Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, AMS und der Sozialpartnern. Im Bereich der grenzüberschreitenden Leiharbeit rechnen die Fachleute demnach nur mit geringen Auswirkungen auf Österreich, weil auch ausländische Anbieter an die heimischen Kollektivverträge gebunden sind.

Soweit die Theorie: Gleichzeitig sehen die Experten laut Studie die größten Schwierigkeiten bei der Kontrolle von gesetzlichen Vorgaben. So fehlen Abkommen mit den Herkunftsländern für die Einhebung von Strafen und den Datenaustausch (etwa bei der Sozialversicherung). In der Privatwirtschaft, etwa im Baubereich, werden Wettbewerbsnachteile befürchtet. Das Sozialdumpinggesetz wird als "zahnlos" eingeschätzt. Eine weitere Befürchtung: Ein Teil des Gehalts könnte schwarz bezahlt werden. Als Hinweis darauf wird gewertet, dass die Anträge auf Teilzeitbeschäftigung bereits zunehmen.

Die Studie wird am Donnerstag präsentiert. GPA-Chef Wolfgang Katzian dazu: "Auch wenn sich die realen Risken in Grenzen halten werden, muss man die Ängste der Menschen ernst nehmen." Das Ende der Übergangsfristen bringe auch Vorteile und vor allem die Chance, "einen neuen Vorstoß zur Bekämpfung von Schwarzarbeit und Lohndumping zu unternehmen". (Günther Oswald, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.3.2011)