Wien - Ein New Yorker Gericht hat im Zusammenhang mit dem Milliardenbetrugsfall Bernard Madoff ein Rechtshilfeansuchen an das österreichische Justizministerium gestellt und dabei Vorladungen für 71 österreichische Bankmanager mitgeschickt, berichtet die Tageszeitung "Die Presse". Die Geladenen sollen als Zeugen aussagen. Ob diese tatsächlich in die USA reisen würden, bleibe freilich abzuwarten, schreibt die Zeitung.

Der Antrag ist von Irving Picard, einem Anwalt der Opfer des Milliardenbetrügers eingebracht worden. Picard meint, dass die österreichische Bank Austria, die frühere Bank Medici sowie deren Eigentümerin Sonja Kohn eine entscheidende Rolle im "System Madoff" gespielt hätten. Picard hatte wie berichtetet Ende 2010 eine 19,6 Mrd. Dollar schwere Schadenersatzklage gegen UniCredit, Bank Austria und Bank Medici eingebracht.

Von den vom Konkursgericht Manhattan Vorgeladenen stammen laut Bericht 61 aus dem Umfeld der Bank Austria, unter ihnen deren aktueller Vorstandschef Willibald Cernko, dessen Vorgänger Erich Hampel, Hedwig Fuhrmann, die pensionierte Chefin der Konzernrevision und Industriellenpräsident Veit Sorger, bis 2004 Aufsichtsrat der Bank. Aus dem Umfeld der früheren Bank Medici sollen Ex-Wirtschaftsminister Johann Farnleitner und Ex-Finanzminister Ferdinand Lacina aussagen, berichtet das Blatt. Beide waren im Aufsichtsrat der mittlerweile geschlossenen Bank gesessen. Die Geladenen sollen nur als Zeugen vernommen werden.

Die Bank Austria, die Investmentsfonds vertrieben hat, deren Gelder in die Gesellschaft des Milliardenbetrügers geflossen sind, sieht sich selbst auch als Opfer Madoffs. Die (aus ihrem Umfeld) nun Geladenen hielten "die Vorgangsweise für juristisch unzulässig", man werde die Vorladungen deshalb juristisch bekämpfen, teilte das Institut der Zeitung mit. Das Justizministerium nahm am Montag zu dem Rechtshilfeersuchen nicht Stellung. (APA)