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Bienen sind ein verlässlicher Indikator - etwa wenn es um giftige Pflanzenschutzmittel geht. Imker sind alarmiert. Die Agrarbranche spricht von Anwendungsfehlern.

Foto: dpa/dpaweb/Andreas Lander

Ökologen sprechen von starker Umweltbelastung durch wachsende Monokulturen.

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Wien - Die chemische Industrie ist in der Landwirtschaft tief verwurzelt. Der starke Einsatz von Pestiziden hat in Österreich jedoch immer unliebsamere Folgen. Ans Tageslicht holen diese Bienen: Analysen der Agentur für Ernährungssicherheit machten Tonnen an kontaminiertem Honig ausfindig.

Imker können ihre Ware aus eigenem Antrieb heraus auf Pestizide prüfen lassen. Im Vorjahr langten 89 Proben ein. In mehr als der Hälfte davon waren das Insektizid Clothianidin und in 23 Prozent auch Thiamethoxam nachweisbar.

Verantwortlich dafür sind überwiegend Spritzmittel für Kernobst und gebeiztes Saatgut, die im konventionellen Landbau im Zuge der wachsenden Monokulturen großzügig zur Anwendung kommen. Vor allem Felder mit Mais, Kürbis und Raps sind für Bienen riskant.

Verbote geplant

Die Branche spricht von reinen Anwendungsfehlern der Landwirte. Entsprechende Auflagen wurden daher etwa für den Anbau von Mais und Kürbis verschärft. Verbote wie sie in Ländern wie Italien, Deutschland und Slowenien bereits gelten, sind nicht geplant.

Josef Ulz will da nicht mehr zusehen - zumal die Agrarwirtschaft jedes Jahr mehr Chemie einsetze, ohne die Ausbreitung von Pflanzenschädlingen in den Griff zu bekommen. Sollte Honig heuer wieder mit Schadstoffen angereichert sein und das Bienensterben anhalten, fordere er ein Verbot der Präparate, sagt der Präsident des Imkerbundes. Dass betroffene Imker für die Verluste nicht entschädigt wurden, mache ihnen nicht gerade mehr Lust auf ein Monitoring. Ebenso wenig das Risiko von Konflikten mit bäuerlichen Nachbarn.

Bedrohung von Grundwasser, Boden, Lebensmitteln

Die starke Schweinemast macht die Steiermark zur Hochburg für Maisanbau. Auf 40.000 der 70.000 Hektar wird jedes Jahr aufs Neue nur Mais angebaut. Dem Vernehmen nach sind trotz höheren Chemieeinsatzes zwei Drittel der Flächen gefährdet - zu sehr nehmen tierische Schädlinge überhand.

Seit tausend Jahren sei bekannt, dass dem letztlich nur mit Fruchtfolge beizukommen sei, sagt Hans-Peter Kaul, Experte für Pflanzenbiotechnologie an der Boku Wien. Was hindere daran? "Mit Mais ist eben am besten zu verdienen. Das Problem ist hausgemacht."

Christian Vogel sieht in Österreich eine massive Belastung von Grundwasser, Boden, Lebensmitteln. Dafür aufkommen werde der Steuerzahler, meint der Leiter des Instituts für nachhaltige Agrarsysteme der Boku. Honig sei letztlich nur ein Indikator dafür. Die Grünen brachten nun rund ums Bienensterben eine parlamentarische Anfrage ein. Nicht jede tote Biene sei ein Beizmittelopfer, entgegnet Ages-Sprecher Roland Achatz, in den vergangenen Jahren habe sich durch Forschungsprojekte schon viel verbessert. Jenes rund um die Biene etwa wird von Chemiekonzernen wie Bayer mitfinanziert.

Österreich sei bei der Fruchtfolge weiter als andere Länder in der EU, sagt Günther Rohrer, Experte der Landwirtschaftskammer. Die hier zugelassenen Pestizide seien in der EU zudem mehrheitlich erlaubt. Dass manch Landwirt illegal unerlaubte Mittel im Ausland kaufe, wie zu hören ist, sei zur Anzeige zu bringen. (Verena Kainrath, DER STANDARD-Printausgabe, 1.3.2011)