Salzburg - Am 23. Oktober soll es soweit sein: Dann wird im Salzburger Landestheater gejodelt, bis die Kronleuchter zittern. Das 1959 in New York uraufgeführte Musical Sound of Music - Musik: Richard Rodgers, Text: Oscar Hammerstein - wird für zwei Spielzeiten ins Programm des Hauses am Makartplatz genommen. "Das Stück gehört nach Salzburg. Deshalb holen wir es jetzt nach Hause", sagt Intendant Carl Philip von Maldeghem.

Es ist bemerkenswert: Die vor allem durch den 1965 gedrehten gleichnamigen Film mit Julie Andrews weltberühmte Geschichte der vor den Nazis geflüchteten Musikerfamilie Trapp wurde als Musical in Salzburg noch nie auf die Bühne gebracht. Dabei ist Sound of Music in Salzburg allgegenwärtig. Zirka 300.000 Besucher kommen Jahr für Jahr, um die Originalschauplätze des Hollywoodrührstücks aus den 1960er-Jahren zu besichtigen. Die Mehrheit der Sound of Music-Gäste stellen Touristen aus Nordamerika und Südostasien.

Die Mehrheit der Salzburger hingegen kennt weder Film noch Musical. Auch die Story der Maria Augusta von Trapp, die als Novizin zuerst die Kinder des Baron von Trapp beaufsichtigt, diesen dann ehelicht und mit der Familie vor dem Naziterror flüchten muss, kennt man an der Salzach nur so vom Hörensagen. So gesehen mag es ein ehrenwertes Anliegen der Landestheater-Führung sein, die Trapp-Story den Salzburger zurückzubringen.

Dahinter steht freilich auch ein ökonomisches Kalkül: Sound of Music, und das noch dazu in Salzburg, "das ist was für Fans", gibt Theatersprecherin Juliane Breyer zu. Über die Salzburg Land Tourismusgesellschaft und die Österreich-Werbung wird eine eigene Werbeschiene aufgezogen.

"Wir sind doch Österreicher"

Es ist aber nicht alles bei Sound of Music nur leicht verramschbarer Österreich-Kitsch: Spätestens beim Casting für die Hauptrollen am Montag wird das klar. Neben Alm- und Heimatromantik gibt der Dialog zwischen der 16-jährigen Liesl Trapp und ihrem Verehrer, dem Briefträger und Nazisympathisanten Rolf Einblick, in den politisch-historischen Gehalt des Stücks. "Wir sind doch alle Österreicher", sagt Liesl. "Aber viele sind schon für den Anschluss, und die können sehr unangenehm werden", erwidert Rolf.

Die Anweisung des Regieduos Andreas Gergen und Christain Struppeck, an die potenziellen Rolfs, die Sache solle drohend klingen, lässt hoffen, dass nicht alles im Stück dem verwertbaren Klischee geopfert wird. (Thomas Neuhold, DER STANDARD - Printausgabe, 1. März 2011)