Brüssel - EU-Energiekommissar Günther Oettinger glaubt, dass die Ölförderung in Libyen "nicht mehr in der Herrschaft von Gaddafi" liegt. Die Öl- und auch Gasförderung sei "seit heute morgen wieder aufgenommen". Oettinger sagte, "wir haben Grund zur Annahme, dass die Mehrzahl der Gas- und Ölfelder, in denen wieder gefördert wird, nicht mehr in der Herrschaft von Gaddafi sind, sondern schon längst dort liegen, wo regionale Stämme oder Familien oder regionale provisorische Führungsgremien die Macht übernommen und sie Gaddafi abgenommen haben".

Es wäre derzeit auch ein "schlechtes Zeichen, und eine Bestrafung der falschen, ohne jede konkrete regionale Betrachtung über eine Importstopp nachzudenken". Damit würde man im Zweifel jene strafen, die "schon längst auf einem besseren Weg sind", sagte Oettinger.

Die Exporte aus Libyen seien zwar "nicht unwesentlich, aber auch nicht herausragend groß. Gas aus Libyen in Richtung EU ist unter drei Prozent unseres Gesamtmarktes, Öl aus Libyen in die EU knapp zehn Prozent". Außerdem gebe es in der EU derzeit "erhebliche Vorräte". Außerdem "wissen wir, dass die OPEC-Staaten und Russland gewillt sind, Lieferengpässe am europäischen Ölmarkt zu meiden". Oettinger trat auch dafür ein, dass die Partnerschaften zwischen den Ölunternehmen notwendig sei, damit nicht in Italien operierende Firmen Betriebsnachteile haben. Dabei gehe es auch darum, einen Interessensausgleich zwischen den handelnden Unternehmen zu prüfen.

Auf die steigenden Energiepreise angesprochen sagte Oettinger, "die Gas- und Ölmenge aus Libyen allein bestimmt den Preis nicht. Das wird in diesen Stunden auch von den Unsicherheiten im Nahen Osten und den Maghreb-Staaten bestimmt. Wenn sich zeigt, dass keine Versorgungsengpässe entstehen und keine weiteren Länder nach Libyen Lieferzusagen infrage stellen müssen, glaube ich, dass wir den Peak, den Höhepunkt im Ölpreis in den nächsten Tagen erreichen werden". (APA)