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Die Beschäftigten im Fiat-Werk Mirafiori haben mehrheitlich in neue Arbeitsbedingungen eingewilligt.

Foto: AP/Pinca

Der italienische Autobauer Fiat will kräftig investieren, wird am Kapitalmarkt aber geprügelt und hat Probleme in Russland. Selbst Firmenchef Marchionne wird zunehmend kritisiert. 

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Fiat durchlebt turbulente Zeiten: Standard & Poor's hat erst kürzlich das Rating von BB+ auf BB mit negativem Ausblick verändert. Betroffen ist der Autohersteller Fiat, der zu Jahresbeginn von Fiat Industrial abgespalten wurde, in der die Nutzfahrzeugmarke Iveco und der Landmaschinenanbieter CNH gebündelt sind. Auch die Konflikte in Italien dürften ihren Teil zum Downgrading beigetragen haben.

Der Widerstand des Gewerkschaftsverbandes CGIL gegen die neuen Arbeitsverhältnisse bei Fiat, gegen eine mögliche Verlagerung des Hauptsitzes in die USA sowie die geringe Zahl neuer Modelle sind mitverantwortlich für den Pessimismus der Analysten.

Gerüchte um Anteilsverkauf

Auch werden Gerüchte lauter, die Unternehmerfamilie Agnelli werde ihren Anteil an Fiat verringern. Sie ist derzeit mit rund 30 Prozent am Unternehmen beteiligt.

Italiens Autohersteller hat versprochen, im Hauptwerk Turin Mirafiori eine Milliarde Euro zu investieren. Vorgesehen ist eine Modernisierung des veralteten Werks in Turin und die Herstellung des Jeep-Modells. Künftig sollen in Mirafiori auch Chrysler-Modelle erzeugt werden.

Mirafiori ist nicht nur Stammsitz, sondern auch Symbol für Fiat. Obwohl 51 Prozent der Mitarbeiter für die neuen Arbeitsbedingungen gestimmt haben, ist der gewerkschaftliche Widerstand noch groß.

Trotz der Investitionen und der versprochenen Neueinstellungen erwarten Branchenexperten weitere Proteste. Denn der einstige Wundersanierer und Rambo der Autoindustrie, Sergio Marchionne, hat inzwischen an Image verloren. "Marchionne ist ein guter Financier, aber keineswegs ein guter Autohersteller", meinte der Autodesigner Bertone.

Rückschlag in Russland

Insgesamt will Fiat in Italien in den kommenden Jahren 20 Mrd. Euro investieren. Ein detaillierter Geschäfts- bzw. Investitionsplan wurde zwar mit der Regierung diskutiert, aber nicht offiziell vorgestellt.

Marchionne hat vorerst auch eine Pleite in Russland erlebt. Der russische Verhandlungspartner Sollers hat kurzfristig einen neuen Partner, den US-Konzern Ford, für seine gemeinsamen Projekte gewählt.

Inzwischen hat Fiat eine Absichtserklärung für die Herstellung von Pkws und leichten Nutzfahrzeugen mit dem russischen Industrieministerium unterzeichnet. Vorgesehen ist die Herstellung von 300.000 Fahrzeugen. Vorerst fokussiert die Vereinbarung auf die Labels Fiat und Jeep, eine Diversifikation der Marken ist aber nicht ausgeschlossen. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.2.2011)