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Der Fine-Gael-Vorsitzende und designierte Premier Enda Kenny will Irland wieder zum Funktionieren bringen.

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Wahllokal in Castlebar.

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Fianna Fáil, die Partei, die Irlands Geschicke seit achtzig Jahren prägt, ist bei der Parlamentswahl vom Freitag vernichtend geschlagen worden. Während die Auszählung der Stimmzettel am Sonntag noch lief, gab es keinen Zweifel mehr am Endergebnis: Von einem Wähleranteil von über 41 Prozent 2007 sackte Fianna Fáil auf 17,4 Prozent ab. Minister stürzten wie Kegel. Dynastien, die seit Jahrzehnten automatisch im Parlament vertreten waren, verschwinden jetzt reihenweise. Von den 47 Mandaten, die in der Hauptstadt Dublin zu vergeben sind, gewann Fianna Fáil ein einziges; pikanterweise war es der bisherige Finanzminister Brian Lenihan, dem dieses Kunststück gelang.

Die Wahlsiegerin steht fest: die ebenso zentristische bis konservative Fine-Gael-Partei gewann 36,1 Prozent der Stimmen und wird die mit Abstand größte Fraktion im neuen Parlament stellen. Ihr Chef, Enda Kenny, wird am 9. März der nächste Taoiseach, also Premierminister, werden. Beobachter rechneten am Sonntag mit etwa 77 von 166 Sitzen für Fine Gael - ihr bestes Resultat seit 1922.

Es wird deshalb einhellig unterstellt, dass Fine Gael eine Koalitionsregierung mit der milde sozialdemokratischen Labour-Partei bilden wird. In Dublin wird Labour zur stärksten Kraft. Diese Kombination von Fine Gael und Labour ist seit Jahrzehnten die einzig denkbare Alternative zu Fianna Fáil. So auch diesmal. Das Wettbüro Paddy Power hat jenen, die auf diese Koalition gewettet hatten, bereits am Samstag ihre Gewinne ausbezahlt.

Obwohl die beiden Parteien während des Wahlkampfes ihre Meinungsverschiedenheiten betonten, sollten die Verhandlungen nicht allzu dornig sein: Die Spitzenpolitiker kennen sich gut und vertreten keine verbissenen ideologischen Positionen. Zudem bleibt der Spielraum der neuen Regierung ohnehin eng: Die Eckwerte für die nächsten vier Jahre wurden vor drei Monaten vom Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Union bestimmt. (Martin Alioth aus Dublin, STANDARD-Printausgabe, 28.02.2011)