Die ORF-Geschäftsführung macht wieder einmal mit internen Mails von sich reden. Aktuell der Öffentlichkeit zur Lektüre zugänglich wurden Teile elektronischen Schriftverkehrs zwischen ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz und seinem Programmdirektor Wolfgang Lorenz. In den von  STANDARD (Donnerstagausgabe) und "Österreich" (Freitagausgabe) in Auszügen veröffentlichten E-Mails bezeichnete der ORF-General Lorenz unter anderem als "Oberintriganten". Die Mails sollen jedoch schon mehrere Wochen alt sein, versicherte man im ORF. Die am Donnerstag und Freitag abgehaltene Programmklausur verlaufe "in sehr konstruktivem, professionellem" Klima.

Der Mailverkehr zwischen Wrabetz und Lorenz lässt einmal mehr Spekulationen über das Klima in der ORF-Geschäftsführung zu. Der ORF-General schreibt Lorenz laut "Österreich" unter anderem wörtlich: "Du hast es wieder einmal nicht lassen können, das Unternehmen anzubrunzen." Rund um den Mailverkehr hatte Lorenz ein langes Interview in "profil" gegeben. ORF-Kommunikationschef Martin Biedermann erklärte am Freitag, dass man Inhalte interner E-Mails weder bestätige noch kommentiere.

Lorenz hatte diese Woche ob seiner markigen Formulierungen erneut aufhorchen lassen, als er Mitarbeiter per Mail anwies, sie mögen den Opernball "nicht zum Nuttenball umfunktionieren", mehr dazu hier. Anlass für die Order war der Opernballgast von Baumeister Richard Lugner, Ruby Rubacuori. Sie hatte den italienischen Premier Silvio Berlusconi im Zuge angeblicher Liebesdienste politisch und juristisch in Bedrängnis gebracht. Im ORF betonte man am Freitag, dass sich die Anweisung nur auf die Mitarbeiter der Unterhaltung beziehe.

"Bedauerlich, höchst bedauerlich"

Allfällige Mitarbeiter der ORF-Information sind also nicht von den Wünschen des Programmdirektors betroffen. Wrabetz kommentierte die Wortwahl von Lorenz in der "Krone" (Freitagausgabe): "Bedauerlich, höchst bedauerlich. Aber leider werde ich den Herrn Lorenz in den letzten sechs Monaten seiner Amtszeit nicht mehr ändern."

Die beiden trafen einander bei der zweitägigen Programmklausur des ORF, die laut Biedermann jedoch völlig friktionsfrei verlief: "Generell läuft es im ORF derzeit in allen Bereichen hervorragend - wirtschaftlich und programmlich - das passt offenbar manchen nicht ins Konzept", meinte er. Der "Skandal" werde herbeigeschrieben.

Ein Schlagabtausch per Mail hatte im vergangenen Herbst den damaligen Informationsdirektor Elmar Oberhauser den Job gekostet. Dieser hatte Wrabetz nach der Bestellung von Fritz Dittlbacher zum TV-Chefredakteur in einem auf einen größeren internen Verteiler geschickten Schreiben frontal angegriffen. Auch damals las die Öffentlichkeit mit, Wrabetz ließ Oberhauser daraufhin vom Stiftungsrat absetzen. Er habe dem Haus und den Mitarbeitern eine "unnötige Debatte" gebracht, argumentierte der ORF-Chef damals unter anderem. (APA)