Grönländischer Badender - ein Porträt von Mette Tronvoll.

Foto: Landesgalerie

Linz - Ob Grönländer, die in heißen Quellen baden, oder eine norwegische Antiterroreinheit in Camouflage posiert: Mette Tronvoll begibt sich in ihren fotografischen Arbeiten stets auf die Suche nach dem Porträt jenseits des Augenblicks. Die Landesgalerie Linz zeigt nun, erstmals in Österreich, eine Zusammenstellung ihrer Werke, entstanden zwischen 1994 und 2010.

Im Geiste ihres Kollegen und Vorbilds August Sander geht Mette Tronvoll inszenierend, aber ästhetisch sachlich vor. Ihre Porträts relativieren den Moment der fotografischen Begegnung, an seine Stelle tritt die Ruhe des Betrachters. Schon in ihrer Serie Double Portraits (1998) wird deutlich, welchen Weg die norwegische Fotokünstlerin damit für sich freimacht: Auf den ersten Blick porträtiert sie ihre Feunde zweimal in identischer Körperhaltung, auf den zweiten Blick werden minimale Veränderungen in Mimik und Körperhaltung sichtbar; die Landschaft Mensch, sie ist ständig in Bewegung.

Entstanden die Serien der Neunzigerjahre noch im Studio, vor monochromem Hintergrund, so inszenierte Tronvoll danach Menschen in (urbanen) Umgebungen. Eine motivische Fortführung, die den Hintergrund ins Porträt einbezieht.

1998 brach Tronvoll nach Grönland auf, um auf den mit heißen Quellen gesegneten Inseln Isotorq und Unartoq Menschen beim Baden zu porträtieren. Das Stativ der Kamera stellte sie dabei ins Wasser, um auf Augenhöhe zu sein. Die Landschaft wird nun endgültig zur Erweiterung der Porträts. In ihrer Serie über mongolische Nomaden (2000) rückt das Zelt in den Mittelpunkt. Die stimmige und räumlich großzügig angelegte Präsentation in der Landesgalerie ist noch bis 8. Mai zu sehen. (Wolfgang Schmutz/ DER STANDARD, Printausgabe, 25.2.2011)