385 Mitarbeiter - fast die Hälfte der Belegschaft - hat der Wiener Pflegedienstleister Sozial Global kürzlich zur Kündigung angemeldet; nicht etwa, weil man sie loswerden will. Sie sollen aus Kostengründen in einen anderen Kollektivvertrag wechseln. Dass so ausgerechnet ein Unternehmen vorgeht, das zu 100 Prozent im Besitz eines Vereins der Wiener SP-Frauen ist, bringt die Gewerkschaften in Rage. Seit Donnerstag kann man sich auf der Website der vida mit den Pflegerinnen solidarisieren, für 7. März ist eine öffentliche Betriebsversammlung am Friedrich-Schmidt-Platz hinter dem Wiener Rathaus geplant.

Die SP hatte das Vorgehen mit dem Argument verteidigt, in allen Sozialeinrichtungen gelte mittlerweile der neue Kollektivvertrag. Das sei nicht wahr, kontert vida-Landesgeschäftsführer Thomas Stöger: Volkshilfe, Arbeiter-Samariterbund und andere hätten nach wie vor Beschäftigte im alten Lohnschema. Der sozialdemokratische Gewerkschafter Stöger ist "sehr befremdet" vom Verhalten der Roten, sagte er dem Standard. "Damit habe ich nicht gerechnet."

Die Debatte hat mittlerweile auch die Bundespolitik erreicht. Der grüne Sozialsprecher im Nationalrat, Karl Öllinger, fordert die Roten auf, den Dialog mit den Mitarbeitern zu suchen und sich auf die Seite der Gewerkschaft zu stellen. ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger ortet bei der SPÖ "Doppelbödigkeit" und meint: "Wenn das sozial gerecht sein soll, muss der Begriff neu definiert werden." (hei, DER STANDARD, Printausgabe, 25.2.2011)

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