Die Unruhen in Libyen treiben einerseits den Ölpreis drastisch in die Höhe, lasten aber drückend auf den globalen Finanzmärkten. Händler gehen davon aus, dass die steigenden Ölpreise viele Anleger abschreckten und zudem wieder die Angst schürten, dass die gerade wieder Anlauf nehmende Weltwirtschaft dadurch einen erneuten Dämpfer erfahren könnte.

Jedenfalls erreichte der Brent-Ölpreis am Donnerstag einen neuen Höchststand seit August 2008 und notierte am Donnerstag zeitweise bei 119,79 Dollar je Fass, fiel in Folge aber wieder etwas unter diese Marke zurück. Der Preis für Rohöl der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) stieg ebenfalls deutlich auf 105,88 Dollar.

Marktteilnehmer befürchten, dass die Unruhen in Libyen, einem der wichtigsten Förderländer, andere Öl-Förderstaaten in der Region Nordafrika/Naher Osten übergreifen könnten. Ein Rohstoff-Analyst der Commerzbank spricht gar von "Panik am Ölmarkt".

Erstmals ein Opec-Mitglied betroffen

Libyen sei gerade für Europa von besonderer Bedeutung, da zum einen ein Großteil der Ölexporte aus Libyen kommen und zudem das Rohöl als qualitativ hochwertig gilt, heißt es in einer Markt-Analyse von Raiffeisen Research.Weiter sei mit den massiven Unruhen nun erstmals auch ein OPEC-Mitglied betroffen. Bei Raiffeisen geht man auch davon aus, dass Algerien bald folgen könnte. Ein kompletter Ausfall der libyschen Ölproduktion entspreche rund einem Drittel der in der OPEC zur Verfügung stehenden Reservekapazitäten, was laut Raiffeisen Research zu einem weiteren merklichen Anstieg des Ölpreises führen würde. "Die entscheidende Frage bleibt unser Ansicht nach aber weiterhin, inwieweit sich die jüngsten Entwicklungen in Nordafrika auf die für die Ölproduktion bedeutenderen GCC-Länder (Saudi Arabien, Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Oman, Bahrain) aber auch auf den Iran ausbreiten werden", heißt es in dem Papier.

Gewinnmitnahmen an Finanzmärkten

Auch an den internationalen Finanzmärkten gehen die Tumulte in Libyen nicht spurlos vorbei. Sie lösten Gewinnmitnahmen aus und sorgten für trübe Stimmung. Auch wenn der Wiener ATX bis Donnerstag Mittag nur moderate Verluste von 0,3 Prozent hinnehmen muss, sieht es an der übrigen Handelsplätzen wesentlich düsterer aus. Der deutsche DAX rasselte um 1,4 Prozent nach unten, bleibt aber mit 7.117 Punkten noch über der psychologischen 7.000er-Marke. Der Euro-Stoxx-50 gab bis Mittag 0,6 Prozent ab. Schon die asiatischen Börsen verzeichneten Verluste, der Tokioter Nikkei-Index sank um 1,2 Prozent auf 10.452 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 1,3 Prozent auf 934 Punkte. Auch die Börsen in Korea und Singapur mussten Federn lassen, während die Aktienmärkte in Taiwan, Hongkong und Shanghai ein leichtes Plus schafften. (APA/rom, derStandard.at, 24.2.2011)