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Schnaufen ohne Laufen - Das klassische Symptom einer Linksherzinsuffizienz ist ebenso leicht zu beschreiben wie zu erkennen. Wahr- beziehungsweise ernstgenommen werden Kurzatmigkeit, Schwächegefühl und ein Leistungsknick aufgrund ihrer Unspezifität jedoch häufig nicht. Ein vorauseilender viraler Infekt ist scheinbar ausgeheilt und damit auch schon in Vergessenheit geraten. Die Schuld an einer vorliegenden Myokarditis trägt er trotzdem. 

„Im Rahmen jeder Infektion können auch Herzmuskelzellen befallen werden", weiß Otmar Pachinger, Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Universitätsklinik für Innere Medizin in Innsbruck. Begleitmyokarditiden nennt der Kardiologe Herzmuskelentzündungen, die in direktem Zusammenhang mit einer Infektion der Atemwege oder des Magen-Darm-Traktes auftreten. Innerhalb weniger Tage kann sich so aus einem ursprünglich harmlosen grippalen Infekt eine ausgeprägte Herzschwäche bis hin zum kardiogenen Schock entwickeln. Für den Patienten ist das eine lebensbedrohliche Situation, ausgelöst durch die reduzierte Auswurfleistung des Herzens.

Im Leistungssport bekannt

Wesentlich häufiger und noch tückischer als dieser fulminante Verlauf, ist die chronisch-schleichende Entwicklung einer Myokarditis. Erst Wochen nach dem Infekt verspüren die Patienten mitunter die beschriebenen Zeichen einer Herzinsuffizienz. Und die Freude darüber, dass 50 Prozent aller Herzmuskelentzündungen ohnehin spontan ausheilen, genießt sich dabei mit Vorsicht, denn auch hier ist der plötzliche Herztod ein mögliches Risiko. Im Leistungssport ist das gefürchtete Phänomen bestens bekannt. 

„Ein Hasardspiel für jeden Sportler, der mit einem grippalen Infekt weitertrainiert", so Pachinger und empfiehlt insbesondere Athleten die subtilen Beschwerden einer Herzmuskelentzündung ernst zu nehmen. Typisch beim sportlich Ambitionierten: Nicht das Pumpversagen bringt den eventuellen Sekundenherztod, sondern ventrikuläre Herzrhythmusstörungen oder höhergradige AV-Blockaden.

Biopsie als Goldstandard

Gerät das Herz bereits spürbar aus dem Takt, dann bestätigen EKG und Echokardiographie vielleicht den ersten Verdacht. Diagnostische Gewissheit bekommt man derzeit standardisiert nur mit einer Herzmuskelbiopsie. Damit gelingt in vielen Fällen der direkte Virusnachweis und eine erregerspezifische Therapie ist anschließend möglich. „Auch die Magnetresonanztomographie besitzt eine hohe Treffsicherheit", ergänzt Pachinger und mutmaßt, dass das MR die invasive Muskelbiopsie vielleicht bald schon ersetzt. 

In der Regel erholt sich der Herzmuskel beim akuten Verlauf unter intensivmedizinischer Therapie problemlos. „Hat sich bereits das Vollbild deiner inflammatorischen Kardiomyopathie entwickelt, dann kann das die Indikation für eine Herztransplantation sein", beschreibt Pachinger das Endstadium einer chronischen Herzmuskelentzündung auf drastische Weise.

Hartnäckiger Infekt

Angesichts der unspezifischen Symptome und der tödlich ernsten Komplikationen, stellt sich die Frage, ob es nicht doch Sinn macht mit Schnupfen und Husten ein paar Tage liegen zu bleiben. „Der Ottonormalverbraucher muss mit einem grippalen Infekt nicht das Bett hüten. Wenn allerdings die Symptome nach drei bis vier Wochen nicht abklingen, ist es sinnvoll zu kontrollieren, ob die Pumpe noch einwandfrei funktioniert", betont Pachinger und will unter bewegungsarmen Menschen keine Panik verbreiten. 

Für Leistungssportler und ambitionierte Hobbysportler gilt: Im Fall einer nachgewiesenen Myokarditis ist der Verzicht auf Sport mehrere Wochen zwingend. Bei unspezifischen Infekten wird zur Prävention einer Herzmuskelentzündung und damit eines plötzlichen Herztodes eine vierwöchige Sportpause empfohlen. (derStandard.at, 02.03.2011)