Wozu Ausländer? Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Sozialmissbrauch und Parallelgesellschaft sind gängige Schlagworte, wenn von Menschen mit Migrationshintergrund gesprochen wird. Robert Dempfer wirft in seinem rund 200 Seiten dicken Buch einen erfrischend neuen Blick auf die Chancen und Potenziale, die Zuwanderung für unsere Gesellschaft bringen kann.

Zwar verläuft Integration aus Sicht des Autors, der die Abteilung für Gesellschaftspolitik beim Österreichischen Roten Kreuz leitet, viel erfolgreicher, als sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Dennoch ist Zuwanderung nicht immer eine Erfolgsgeschichte, viele Migranten haben mit Vorurteilen und strukturellen Benachteiligungen zu kämpfen. Das kann man in den elf Gesprächen mit Zuwanderern aus unterschiedlichen Herkunftsländern nachlesen. Zudem greift der Autor die aktuelle politische Diskussion auf und lässt Experten zum Thema Integration, Bildung und Arbeitsmarkt zu Wort kommen.

Informationen aus erster Hand

Abwechslungsreich schildert Dempfer, weshalb Österreich Zuwanderung braucht und warum man sich fragen sollte, wie Österreich für Zuwanderer so attraktiv wie möglich gemacht werden kann. Der Schlüssel, um Sozialstaat und Lebensstandard aufrecht zu erhalten, ist Integration und Zuwanderung, argumentiert er. Seine Informationen bezieht Dempfer aus erster Hand. Viele Jahre hat sich der Autor im sozialen Bereich engagiert und sich mit der Frage beschäftigt, wie das kontinentaleuropäische Sozialmodell unter dem Druck der Demografie weiter bestehen kann. Es geht ihm aber nicht darum, Zuwanderer auf Nettozahler zu reduzieren. Vielmehr will er dem Klischee des "sozialschmarotzenden Migranten" ein positives Bild entgegensetzen und Zuwanderung als Nutzen für die Gesellschaft betonen. (Veronika Schweigl/DER STANDARD-Printausgabe, 24.2.2011)