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Peter Noever Anfang Februar bei der Pressekonferenz zu 'Art, Not Compromise / Kunst statt Kompromiss' im Museum für angewandte Kunst

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

In einem Brief an Kulturministerin Claudia Schmied und das Kuratorium bekennt er Fehler ein: "Ich hätte mir das Ende anders vorgestellt."

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Wien - Peter Noever war und ist ein Mann schneller und radikaler Entschlüsse. Den zum Rücktritt fasste er vorgestern auf dem Flug von Moskau nach Wien. Der Direktor des Museums für angewandte Kunst (Mak) kam gerade von Vorbereitungen für die Ausstellung Austria Davaj! zurück. Die von Noever kuratierte großangelegte Schau von zeitgenössischer Kunst, Architektur und Design aus Österreich soll im Mai im Moskauer Architekturmuseum Muar stattfinden - allerdings wird Peter Noever dann nicht mehr Direktor des Mak sein.

"Ich hätte mir das Ende meiner Tätigkeit anders vorgestellt" , sagte Noever, der seit 1986 das Mak leitet, dem Standard. In einem Schreiben an den Kuratoriumsvorsitzenden des Mak, Erste-Bank-Chef Andreas Treichl, und an Kulturministerin Claudia Schmied hatte er - mit sofortiger Wirkung - am Mittwoch nachmittag seinen Rücktritt als Geschäftsführer des Mak bekanntgegeben.

Er habe, schrieb Noever, dessen Vertrag per Jahresende ausgelaufen wäre, "Fehler gemacht, für die ich allein verantwortlich bin. Ich hätte retrospektiv die Veranstaltungen (rund um die Geburtstage der Mutter, Anm.) - auch wenn sie dem Museum genützt haben - der Privatsphäre zuordnen müssen." Schmied, deren Büro Noever vor drei Jahren zur großen ministeriellen Zufriedenheit aufmöbelte - als "freiwillige künstlerische Arbeit im Dienst der Republik" , so die glückliche Ministerin damals - übertrug die interimistische Leitung an Noevers bisherige Stellvertreterin, Martina Kandeler-Fritsch.

Reingewaschen

Am 31. Jänner hatte das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PriceWaterhouse Coopers in einem Bericht an das Kuratorium Noever von allen sonstigen ihm zur Last gelegten Vorwürfen und "Malversationen" (Schmied) reingewaschen - nur die Geburtstagsfeste für seine Mutter wurden beanstandet. Da es sich um "Mischveranstaltungen" gehandelt habe, hatte PWC angeregt, dass Noever die Hälfte der üblichen Mietkosten privat zahlt. Was dieser auch tat. Das Kuratorium war zufrieden, die Krise beigelegt - wäre Noever nicht initiativ geworden. Und hätte, freiwillig und zu seinem Nachteil, Nachtragsprobleme auf den Tisch gelegt: Nicht nur, wie von PWC festgestellt, Mieten und Personal seien von ihm anteilig abzudecken, sagte er Treichl; sondern es wären, im Zusammenhang mit den Geburtstagsfesten, weitere Aufwendungen vom Haus getragen worden, die er privat zahlen müsse. Noever verpflichtete sich, den Schaden sofort und vollständig zu begleichen. Diese "tätige Reue" bringt übrigens im Falle einer - wie von Schmied angekündigten - Strafanzeige die Strafwürdigkeit seines Verhaltens zum Erlöschen.

Künstler, aber auch Mitarbeiter des Hauses reagierten betroffen. Erwin Wurm nennt Noever im Gespräch mit dem Standard den innovativsten österreichischen Museumsdirektor der letzten 20 Jahre, der das Mak aus dem Dornröschenschlaf geholt und international einzigartig vernetzt habe. Er bedaure die Hexenjagd auf Noever und "dass man ihn nicht dafür würdigt, was er für Kunst und Künstler getan hat, sondern an ihm ein Exempel statuiert, das man in hunderten Fällen politischer Verantwortungsträger versäumt hat." (Andrea Schurian, DER STANDARD, Printausgabe, 24.2.2011)