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Karl-Theodor zu Guttenberg hat jetzt wieder Durchblick. Er will weiterhin deutscher Verteidigungsminister bleiben, aber überhaupt keinen Doktortitel mehr führen.

Foto: Mario Vedder/dapd

Für die Überraschung des Tages hatte sich Karl-Theodor zu Guttenberg eine CDU-Wahlkampfveranstaltung im hessischen Kelkheim ausgesucht. Dort erklärte er am späten Montagabend, dass er seinen Doktortitel nicht mehr nur vorübergehend abschreiben wolle, sondern künftig überhaupt kein "Dr." mehr sein möchte.

Er habe die Universität Bayreuth gebeten, die zwei Buchstaben zurückzunehmen. "In den letzten Tagen habe ich meine Dissertation nochmals gründlich überprüft. Dabei kam ich zu dem Ergebnis, dass mir bei der Erarbeitung gravierende handwerkliche Fehler unterlaufen sind, die ordnungsgemäßem wissenschaftlichen Arbeiten widersprechen", schreibt Guttenberg.

Da er an der Dissertation sieben Jahre lang gearbeitet habe, habe er "offensichtlich den Überblick über die Verwendung von Quellen teilweise verloren". Guttenberg gesteht, dass dieser Schritt für ihn nun "schmerzhaft" sei.

Der Minister steht wegen seiner Doktorarbeit seit einer Woche unter Dauerbeschuss. Nachdem die Süddeutsche Zeitung aufgedeckt hatte, dass der Minister einige Passagen seiner Doktorarbeit wortwörtlich aus anderen Quellen übernommen hatte, ohne diese korrekt zu zitieren, waren immer mehr "kopierte" Passagen offensichtlich geworden. Gesammelt werden sie auf der Internetplattform de.guttenplag.wikia.com zu. Mittlerweile gibt es davon eine eindrucksvolle graphische Darstellung.

"Ausgezeichneter Minister"

Guttenberg machte auch klar, dass er zwar seinen Titel los werden wollte, nicht aber sein Amt. Minister will er bleiben, darin wird er auch von CDU/CSU unterstützt. Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ am Dienstag durch ihren Sprecher Steffen Seibert erklären, sie finde den Titelverzicht "richtig". Gleichzeitig betonte sie in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung, dass Guttenberg "ein ausgezeichneter Verteidigungsminister" sei.

In die gleiche Kerbe schlagen weitere Unionspolitiker. Unions-Fraktionschef Volker Kauder findet: "Das Thema ist erledigt". Zuspruch kommt auch aus dem Südwesten: "Ich finde, dass Karl-Theodor zu Guttenberg die Sache in geeigneter Weise gelöst hat", meint Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU). Ihm käme ein Rücktritt des immer noch sehr beliebten Politikers äußerst ungelegen. Mappus, der am 27. März unter schwierigen Bedingungen (Stichwort Superbahnhof Stuttgart 21) Landtagswahlen zu schlagen hat, hat Guttenberg schon für sieben Wahlkampf-Auftritte im Ländle gebucht.

Nicht besänftigen konnte Guttenberg mit seiner Flucht nach vorne hingegen die Opposition und die Uni Bayreuth. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier fordert seinen Rücktritt: "Guttenberg wird nicht zu halten sein. Und am Ende wird ihn die Kanzlerin nicht halten können." Auch Linken-Fraktionschef Gregor Gysi bezeichnet seinen Rückzug als "unausweichlich". Der Minister sei nicht mehr glaubwürdig.

Trotz des Titelverzichts prüft die Uni Bayreuth weiterhin Guttenbergs gesammelte Werke und betont, dass die Entscheidung über promotionsrechtliche Konsequenzen bei ihr liege. Offen ist wie lange die Prüfung dauert, die Uni will sich nicht drängen lassen. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, Printausgabe, 23. 2. 2011)