Florian Salvesberger (15) gestaltete diese Karikatur beim Standard-Seminar "Zwei Tage Journalist" .

Cartoon:Standard

Wien - "Das Bundesheer ist ein Relikt aus der Vergangenheit, wo junge Männer sinnlos im Matsch robben müssen", meint Stefan Jagsch, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Wien. Seit Wochen wird im österreichischen Parlament und in den Medien heftig über die Wehrpflicht diskutiert.

Soll das Heer reformiert, abgeschafft oder beibehalten werden? Was darf man unter dem Freiwilligen Sozialen Jahr verstehen, und welche Meinung haben Jugendliche dazu? "Das Bundesheer hat drei wichtige Aufgaben: die Landesverteidigung, die ja nicht mehr relevant ist, den Katastrophenschutz und die Auslandseinsätze, die aber nicht von Rekruten durchgeführt werden. Also ist nur noch der Katastrophenschutz relevant, der in erster Linie von der Feuerwehr abgedeckt wird. Das Bundesheer wir auf keinen Fall abgehen", meint Jagsch weiter.

Mit der Idee, das Bundesheer komplett abzuschaffen, stimmt die SJ weder mit der SPÖ überein - die ein Freiwilligenheer will - noch mit Udo Landbauer vom Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ): "Das Bundesheer abschaffen? Zu kommentieren ist das mit den Worten: schwachsinnig und realitätsfremd. Außerdem leisten Rekruten sehr wohl Auslandseinsätze." Der RFJ fordert eine Reformierung des Heers, ist aber gegen dessen Abschaffung: "Ein Land, das souverän und neutral ist, soll es auch bleiben. Österreich muss sich verteidigen können."

Die Grünalternative Jugend (GAJ) stimmt wie die SJ für die komplette Abschaffung der Wehrpflicht und des Bundesheers.

Die Generation Zukunft Österreich (GZÖ) schlägt den Mittelweg ein. Bundesobmann Marc Pommer-Gutschy plädiert für ein Berufsheer mit starker Milizkomponente. Julian Fässler, Landesobmann der Jungen Volkspartei Vorarlberg, glaubt nicht, dass sich seine Kollegen für eine Abschaffung des Heeres aussprechen würden. "Ich denke, dass man zuerst definieren muss, was man sich vom Bundesheer erwartet - im Sinne von Katastrophenschutz oder Terrorbekämpfung -, bevor man darüber nachdenkt, es abzuschaffen."

Honorar für die Freiwilligkeit

Derzeit auch in aller Munde ist das Freiwillige Soziale Jahr, welches in etwa einem freiwilligen Zivildienst mit Bezahlung entspricht. Das "Freiwillige Soziale Jahr Neu" ist für die SJ nur eine Übergangslösung, in der hochwertige Jobs im sozialen System geschaffen würden, sodass man in Folge endgültig auf den Zivildienst verzichten könne. Die GAJ will auch ein Soziales Jahr im Ausland ermöglichen.

Max (18), der im September den Zivildienst beim Samariterbund antritt, ärgert sich, dass er für die gleiche Arbeit weniger bezahlt bekommt, als es derzeit für das Soziale Jahr diskutiert wird. Dennoch ist er gespannt auf seine Arbeit: "Ich erhoffe mir vom Zivildienst eine spannende und charakterbildende Erfahrung. Außerdem ist es eine Entscheidungshilfe für mein Studium. Deshalb würde ich auch ein Freiwilliges Soziales Jahr machen." Doch die Meinungen darüber, ob es genügend Freiwillige für ein solches Soziales Jahr geben würde, driften an dieser Stelle auseinander.

Der Zivildiener Martin (19) findet seinen Job zwar gut, aber er würde ihn nicht freiwillig verrichten, da die Bezahlung derzeit viel zu gering sei. Sowohl die SJ und die GZÖ als auch die GAJ sind sich sicher, dass sich genügend Freiwillige bereiterklären würden, soziale Arbeit zu leisten, solange das Gehalt dafür stimmt. Sie denken dabei an einen Nettolohn von rund 1300 Euro im Monat.

"Es werden sicher nicht genügend Freiwillige für ein Freiwilliges Soziales Jahr zusammenkommen, und wenn man es bezahlt, wird die Angelegenheit dermaßen teuer, dass man es auf langfristige Sicht nicht finanzieren kann", meint Landbauer vom RFJ.

Diese Aussage belegt auch eine nichtrepräsentative Umfrage des SchülerStandard: Von 100 befragten Personen in der Wiener Innenstadt bejahten nur elf die Frage, ob sie ein Freiwilliges Soziales Jahr machen würden. 84 entschieden sich hingegen für ein klares "Nein", fünf weitere hatten dazu keine Meinung. (Isabella Bachleitner, René Bickel, Anna Rumetshofer, DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2011)