Bild nicht mehr verfügbar.

Im Schnee stellt die Post schon bisher zu, wegen der Liberalisierung wünscht sich die Post AG aber flexiblere Zustellzeiten.

Foto: APA
Grafik: DER STANDARD

Wien - Für Aufregung zeigt Post-Chef Georg Pölzl überhaupt kein Verständnis. Seit acht Jahren seien die Tarife nicht mehr angepasst worden, im Schnitt komme auf jeden Haushalt nur eine Mehrbelastung von zwei Euro zu, verteidigte er am Dienstag das neue Tarifmodell der Post. Ab 1. Mai wird dann ein Standardbrief 62 Cent statt bisher 55 Cent kosten. Damit es am Anfang keine Probleme mit vorrätig gekauften Briefmarken gibt, werden eigene Sieben-Cent-Marken aufgelegt.

Kritikern hält Pölzl "Unverständnis des Postgeschäfts" vor. Außerdem gebe es für die Kunden nicht nur die Erhöhung, sondern auch Vereinfachungen. Statt 14 Tarifen wird es künftig nur mehr fünf geben. Bei Geschäftskunden bekomme man größeren Spielraum in der Rabattpolitik. Außerdem können sie künftig zwischen verschiedenen Zustellgeschwindigkeiten wählen.

Die Regulierungsbehörde signalisiert Verständnis für die Preiserhöhung, sie liege deutlich unter der Inflation. Von Wettbewerb wie im Telekomsektor und dem damit verbundenen Preisdruck sei man im Postbereich aber auch noch weit entfernt, sagte RTR-Chef Georg Serentschy. Zur Erklärung: Zwar ist der Briefmarkt seit heuer theoretisch liberalisiert, tatsächlich hat aber kein Privater eine Lizenz beantragt, weil die Hausbriefkästen erst bis Ende 2013 geöffnet werden müssen.

Fünf Prozent weniger Briefe

Die Ergebnisprognosen werden sich laut Pölzl trotz neuen Tarifmodells nicht ändern. Man erwarte mittelfristig weiterhin einen Rückgang von drei bis fünf Prozent im Briefgeschäft. Bei der Direktwerbung gibt es dafür leichte Zuwächse.

Auch Pölzl ist sich bewusst, dass es angesichts der anlaufenden Liberalisierung weitere Änderungen bei der Post AG geben wird müssen. Er strebt beispielsweise SMS-Benachrichtigungen und die Zustellung auch am Abend an. Bei einer Post-Umfrage kam heraus, dass sich rund ein Drittel der Kunden eine Zustellung zwischen 16.00 und 20.00 Uhr wünscht. In einem Pilotprojekt soll dieses Modell getestet werden, kündigte Pölzl an.

Davor wird es freilich noch Verhandlungen mit dem Betriebsrat geben. Dieser zeigt sich derzeit alles andere als angetan. Man arbeite bereits "an der Belastungsgrenze, und teilweise darüber", sagte Betriebsrat Martin Palensky zum Standard. Hohe Burnout-Raten und Krankenstände würden das belegen. Mehr Arbeit könne er sich daher aus heutiger Sicht "nicht vorstellen". Verhandlungen lehne man zwar nicht grundsätzlich ab, "aber so einfach wie sich das ein Manager vorstellt, wird das nicht gehen".

Auch wenn man bei der Post von mehr Serviceorientierung spricht: Seit Jahresbeginn wurden in rund 200 bis 300 Filialen die Bankomatkassen abmontiert. Wegen schlechter Auslastung, wie es bei der Post heißt. (Günther Oswald, DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2011)