Wien - Zur aktuellen Diskussion über den Anteil von Frauen in Aufsichtsräten börsenotierter Unternehmen hat sich nun der Kapitalmarktbeauftragte und Vorsitzende des Österreichischen Arbeitskreises für Corporate Governance, Richard Schenz, zu Wort gemeldet und sich gegen eine fixe Frauenquote, wie von Frauenministerin Heinisch-Hosek vorgeschlagen, ausgesprochen. "Dies wäre ein massiver Eingriff in die Aktionärsdemokratie und die branchenspezifischen Besonderheiten der einzelnen Unternehmen könnten dann nicht mehr ausreichend berücksichtigt werden, was die Qualität der Kontrolle beeinträchtigen könnte", so Schenz in einer Aussendung.

Außerdem sprächen aus seiner Sicht die in Norwegen gemachten Erfahrungen wie der Rückgang der Zahl der börsenotierten Unternehmen und die Kumulierung von Aufsichtsratsmandaten bei einigen wenigen Frauen gegen eine starre Quotenregelung.

Aber: "Ich halte das Ziel einer Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten für wichtig, deshalb haben wir ja auch die Diversitätsempfehlung in den Kodex aufgenommen", so Schenz. Er betonte, dass er persönlich die "Initiative Zukunft. Frauen von Wirtschaftsministerium, WKÖ und IV" unterstütze und die Quote auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Arbeitskreises im April 2011 gesetzt habe.

Den Unternehmen müsse ausreichend Zeit zur Anpassung gegeben werden: "Die Mitglieder eines Aufsichtsrates können nicht von heute auf morgen ausgewechselt werden."

8,7 Prozent Frauen ein beachtlicher Fortschritt

Daneben wies Schenz auf die kürzlich getroffenen Maßnahmen zur Förderung des Frauenanteils in Aufsichtsräten hin: "Seit 2010 besteht die gesetzliche Verpflichtung für börsenotierte Unternehmen im Corporate Governance Bericht die Maßnahmen darzustellen, die zur Förderung von Frauen im Vorstand, im Aufsichtsrat und in leitenden Stellen gesetzt wurden. Seit 2009 enthält der Österreichische Corporate Governance Kodex eine Empfehlung, wonach Aspekte der Diversität im Hinblick auf Internationalität, Vertretung beider Geschlechter und Altersstruktur bei der Besetzung freiwerdender Mandate im Aufsichtsrat zu berücksichtigen sind."

So sei bereits 2010 eine Steigerung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten von ATX-Unternehmen von 5,8 Prozent im Jahr 2008 auf 8,7 Prozent feststellbar: "Ich erwarte, dass in der heurigen Hauptversammlungsperiode weitere Bestellungen von Frauen in den Aufsichtsrat börsenotierter Unternehmen erfolgen werden." (red)