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Zwei Überlebende in Christchurch

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Die Erde bebte nach Angaben von Augenzeugen mehr als eine Minute lang.

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Ein schweres Erdbeben forderte in Neuseeland zahlreiche Todesopfer

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Hunderte Menschen waren in den Trümmern eingestürzter Gebäude eingeschlossen.

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Zerstört wurde auch die Kathedrale in Christchurch.

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Die Szene erinnert an einen Horrorfilm: Menschen, schockiert und fassungslos, mit Blut im Gesicht, humpeln in stummer Verzweiflung durch die Trümmer ihrer Stadt, gestützt auf den Fremden, der sie gerade aus dem Schutt gezogen hat. Christchurch am Dienstagnachmittag. "Diese Stadt ist in absoluter Agonie" , sagte der sichtlich betroffene neuseeländische Premierminister John Key bei einer Besichtigung der - nach Auckland - zweitgrößten Stadt Neuseelands. Dies, so der Politiker, sei Neuseelands "dunkelster Tag". Queen Elizabeth II., formell Staatsoberhaupt Neuseelands, sprach ihr Beileid aus.

Es war 12.51 (0.51 Uhr MEZ), als die Katastrophe begann. Ein Erdbeben der Stärke 6,3 nach Richter erschütterte die Stadt, viele der rund 400.000 Einwohner waren gerade auf Mittagspause. Restaurants und Bürogebäude zerfielen, Straßen wölbten sich auf, der Turm der Kathedrale, das Wahrzeichen der Stadt, zerbrach. Das Studio des örtlichen Fernsehsenders fiel in Trümmer und ging in Flammen auf. Dem Hauptbeben folgten zwölf Nachbeben. Die Innenstadt verwandelte sich binnen Minuten in ein Trümmerfeld. "Die Stadt gleicht einem Kriegsgebiet" , sagte ein Beobachter.

Augenzeugen sprechen von einem Erdstoß mit enormer Wucht. "Ich war im vierten Stockwerk und kam gerade aus der Toilette. Dann wurde ich zurückgeschleudert und landete im dritten Stockwerk", so Todd Lynch im neuseeländischen Fernsehen. "Ich habe Schreie gehört und konnte jemanden aus dem Schutt ziehen" .

Viele schafften es nicht, sich zu retten. Am Mittwochmorgen stand die Zahl der bestätigten Opfer bei 75. Mehr als 24 Stunden nach dem Erdbeben haben die Rettungskräfte am Mittwoch eine Frau lebend aus den Trümmern geborgen. Unter den Anwesenden brach Jubel aus, als die Büroangestellte aus einem zerstörten Gebäude in der Stadt Christchurch gerettet wurde. Rund 300 Menschen gelten als vermisst. Es gab zunächst keinen Hinweis, dass Österreicher bei dem Erdbeben zu Schaden bekommen sind, wie es vonseiten des Außenministeriums hieß.

Auch in der Nacht gingen die Rettungs- und Bergungsarbeiten weiter. Mannschaften aus ganz Neuseeland und Australien waren auf dem Weg auf die Südinsel. Rund 80 Prozent der Stadt waren zeitweise ohne Strom. Wegen des teilweisen Zusammenbruchs des Telefon- und Mobilnetzes gestaltete sich die Kommunikation schwierig.

Eine Frau erzählte, sie habe von ihrem Sohn eine Kurzmitteilung erhalten. Offenbar sei er in einem Gebäude eingeschlossen. "Er schrieb mir, dass er mich liebe" , sagte die Frau weinend im neuseeländischen Fernsehen. "Und ich habe ihn heute morgen nicht mal zum Abschied umarmt."

Schaden von früherem Beben

Das Erdbeben vom Dienstag war das zweite seit September. Damals richtete ein Beben der Stärke 7 ebenfalls große Schäden an, allerdings wurde niemand ernsthaft verletzt. Expertenmeinungen zufolge könnten viele früher beschädigte Gebäude am Dienstag zusammengebrochen sein.

Vielen Neuseeländern dürfte die Katastrophe einmal mehr in Erinnerung rufen, dass sie sich in einem der geologisch instabilsten Gebiete der Welt befinden. Der Inselstaat liegt genau zwischen zwei Kontinentalplatten.

Das Erdbeben hatte bereits am Tag danach bereits signifikante Auswirkungen auf die neuseeländische Wirtschaft. Der neuseeländische Dollar verlor am Nachmittag deutlich an Wert und wurde gegenüber dem US-Dollar unter 75 Cents gehandelt, nachdem die Regierung einen Ausnahmezustand erklärt hatte. Die Aktien der Firma Pyne Gould fielen um 8,8.

Mit bis zu zwölf Mrd. Dollar (8,78 Mrd. Euro) könnten die Schäden in der Stadt Christchurch bei den Versicherungen zu Buche schlagen. Diese Summe veranschlagt die Bank J.P. Morgan internen Berechnungen zufolge. Mit dieser Summe wären die Versicherungsschäden die zweithöchsten für Erdbeben weltweit. Allein das Northridge-Erdbeben 1994 in den USA war dem Institut für Versicherungsinformationen zufolge mit 20,3 Mrd. Dollar noch teurer. (Urs Wälterlin/APA, DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2011)

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