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Der in Wien lebende Kärntner Koubek spielt in Schwechat und stellt als 34-Jähriger fest: "Im Alter ist man ziemlich allein."

Foto: AP/ Kamran Jebreili

Wien - Geht es nach Stefan Koubek, dann werden sie ihn am 4. und auch am 6. März aus dem Hangar 3 in Schwechat tragen müssen. "Weil gehen kann ich nicht mehr. Das Leiberl wird nass und voll mit Sand sein." Den Tag dazwischen wird er relativ entspannt, nämlich sitzend, verbringen und das österreichische Daviscupteam gegen das französische anfeuern. Das Doppel ist nie seine Leidenschaft und sein Metier gewesen, und als 34-Jähriger bleibt es logischerweise dabei.

Koubek hat wieder ein Ziel. Sein letztes im Tennis. Vor ein paar Tagen hat er gemerkt, dass der Hut brennt. "Und ich habe meinen Rücktritt für ungültig erklärt. Jürgen Melzer alleine ist zu wenig." Andreas Haider-Maurer leidet noch an den Folgen einer Lungenentzündung, er musste Captain Gilbert Schaller mit dem Ausdruck des Bedauerns absagen. Martin Fischer verliert seit Monaten Partien, auch er war gesundheitlich angeschlagen, der Körper arbeitet zwar wieder, der Geist ziert sich aber. Und ohne Selbstvertrauen schlägt man maximal die eigene Tante im Tiebreak. Koubek: "Eigentlich war meine Zeit vorbei. Ich habe eingesehen, dass die Jungen nachdrängen und mich überholen."

Die Weltgruppen-Partie wird sein letzter sportlicher Höhepunkt sein. "Zumindest von den Emotionen her. Noch einmal vor 5000 Zuschauern spielen, sofern ich aufgestellt werde. Im Flughafen, das ist eine einmalige Kulisse, eine einmalige Idee." Der leise Abschied des Stefan Koubek könnte also ein letztes Mal laut werden. "Um dann wieder zu verstummen." 2012 wird es Koubek nicht mehr auf der Tour geben, 2011 gewöhnt er sich an die Pension. Ohne Vorgaben. "Ich sage nicht, ich will in die Top 100. Das geht nicht mehr." Momentan ist er die Nummer 174. Tendenz fallend und auch wurscht. "Man kommt in kein Hauptfeld, Qualifikationen sind am Ende noch mühsamer als am Anfang. Es fehlen die Perspektiven. Zehn bis zwölf Jahre lang bist du verwöhnt worden, hattest tolle Hotelzimmer. Im Alter ist man ziemlich alleine."

Die nächsten Tage wird Koubek genießen. "Trainieren mit Melzer bis zum Umfallen, sechs, sieben Stunden am Tag. Endlich habe ich ein vernünftiges Ziel vor den Augen. Ich liebe ja das Tennis." Insofern wird er als Pensionist dem Sport in irgendeiner Form erhalten bleiben. "Einer, der jahrelang Medizin studiert hat, wird ja auch kein Anwalt oder Installateur."

Die Karriere hat ihm drei Turniersiege beschert, einmal ist er die Nummer 20 gewesen. "Darauf bin ich stolz. Ich habe vieles richtig gemacht und einiges falsch. Versäumten Gelegenheiten nachzuweinen, bringt nichts." Vor Melzer habe er gehörigen Respekt. "Ein Irrsinn, Top Ten zu sein. Das ist noch einmal eine andere Liga. In der habe ich nie gespielt."

Monfils und Tsonga fehlen

Die Franzosen treten in Schwechat übrigens ohne ihre beiden Topleute an. Nach Gael Monfils (Handgelenksverletzung) hat auch Jo-Wilfried Tsonga abgesagt, seine Leisten sind blessiert. Captain Guy Forget bleiben Gilles Simon, Michael Llodra, Julien Benneteau und Richard Gasquet, die Chancen der Österreicher sind somit drastisch gestiegen. Koubek warnt trotzdem: "Melzer hat immer und gegen jeden den Druck, zwei Punkte im Einzel zu machen. Und ich bin vom Ranking her gegen jeden der anderen auch Außenseiter." Was aber prinzipiell egal sei. "Denn zum letzten Aufbäumen gibt es nichts Besseres als den Daviscup. Danach können sie mich ja raustragen." (Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 22. Februar 2011)