Wer Kinderköpfe schützt, trifft ins Schwarze. Und dass das bei emotional besetzten Themen nicht unbedingt immer der Kopf (des Publikums) ist, wissen Politiker genau. Wenig verwunderlich also, dass Doris Bures sich am Sonntag in der ORF-Pressestunde auf ein Radthema setzte, mit dem man auf den ersten Blick wenig falsch machen kann: Kindern Radhelme aufzusetzen klingt (und ist) vernünftig. Und erregt nebenbei weniger (Autofahrer-)Widerspruch als andere Maßnahmen in Bures' Rad-Köcher: etwa Vorrang für Radfahrer oder die Aufweichung der Radwegebenützungspflicht.

Wer jemanden, der Kinder vor Schaden bewahrt, kritisiert, wirkt herzlos. Schon deshalb, weil die Formulierung des "Aber" länger dauert als die Einnistung der Kernbotschaft "Ministerin schützt Kinder" .

Trotzdem: "Aber" . Denn die Ministerin lässt Eulen nach Athen radeln: 87 Prozent der Kids tragen Helm. Weil die meisten Eltern auch ohne staatliche Vorschriften nicht ganz neben der Spur unterwegs sind. Darum sinkt, laut VCÖ, die Zahl der beim Radeln verletzten Kinder stetig.

Nebenbei: Wo radeln Kinder unter zehn Jahren eigentlich? Grosso modo wohl im Park - oder am Spielplatz. Eher selten auf der Straße. Als Verkehrsministerin ist Bures nur für die Straßenverkehrsordnung zuständig. Und dass diese in Zukunft auch den Verkehr rund um Sandkiste und Co regeln soll, ist wohl einigermaßen unwahrscheinlich. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD-Printausgabe, 22.2.2011)