Bernhard Bueb und Dieter Chmelar

Foto: tvthek.orf.at

Wenn TV-Diskutanten einander verbal an die Gurgel gehen und der Moderator die Nähe zu Handgreiflichkeit und Megafonlautstärke suchen muss, wechselt man besser gleich zum Wrestling-TV. Geben sie einander aber in unentwegter Eintracht recht, wirkt der Teilnehmermix für den Zuseher nur noch als Wiegenlied.

Bestens funktionieren TV-Plauderstunden offenbar, wenn auf dem Fundament aus gelassen argumentierenden Menschen mindestens zwei Zeitgenossen fechten, die im normalen Leben nie Spezis würden.

So war also Im Zentrum (Thema: Erziehen wir unsere Kinder falsch?) zum einen zu viel Gelassenheit im Wortspiel: Die aus China stammende Liu Jia (Tischtennis-Profi) schilderte, wie sie unter elterlichem Drill litt und für ihn nachträglich irgendwie doch dankbar ist. Die Dame von der Montessori-Gesellschaft verneinte, dass es bei dieser Schulform regellos zugehe. Und Kurt Scholz, Ex-Stadtschulratspräsident, schenkte Merksprüche ("Angst in der Schule macht dumm").

Bernhard Bueb jedoch, der als Ex-Internatsleiter für Disziplin plädierte ("Liberalität und Strenge schließen einander nicht aus"), fand in Dieter Chmelar einen "ehemaligen Problemschüler", der Bueb "das Belehrende runterräumen" wollte. Und das war - wenngleich nicht sympathiepreisverdächtig - gut so.

Ein zweiter Chmelar wäre natürlich zu viel an Seitenthemen gewesen ("Gewähren Sie mir das Privileg, meinen Namen richtig auszusprechen! Ich sag auch Bueb zu Ihnen, obwohl ich fast Bub gesagt hätte ..."). Einer jedoch, als aufmüpfiger Stressfaktor, erwirkte jene Balance zwischen Aggression und Kontemplation, die Im Zentrum oft vermisst wird. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD; Printausgabe, 22.2.2011)