Wien - Die Liebe ist "tricky", gnadenlos, suchtfördernd und ins Höchste erhebend. Ihretwegen brechen gesellschaftliche Regeln und zersplittern moralische Grenzen. Verzwickt wird die Sache dann, wenn versehentlich ein Liebestrank mitspielt und Herz und Sinne der Liebenden unlösbar verwebt. Tristan und Isolde, eines der bedauerlichsten Liebespaare der Weltliteratur, verwechseln das aphrodisierende Elixier mit Wein und lösen damit ihr Unheil aus. Die Uraufführung im Vestibül des Burgtheaters - tricky love / tristan & isolde - wurde frenetisch bejubelt.

Nach Parzival / short cut im Vorjahr haben die allesamt ausdrucksstarken und mit Energie geladenen Schauspieler des diesjährigen Theaterjahres der Jungen Burg unter der Regie von Peter Raffalt wieder einen uralten Stoff angepackt: Die Liebesgeschichte von Tristan und Isolde, in der Epik des Mittelalters durch Gottfried von Straßburg zur Blüte gebracht.

Entflammte Minne

In einer eigenwilligen, gegenwartsgesättigten Bearbeitung verläuft zunächst noch alles nach Plan. Der tugendhafte Tristan (Pablo-Miguel Konrad y Ruopp) erhält den Auftrag, seinem Onkel, König Marke von Cornwall (Julian Mau), die Königstochter Isolde (Elisa Plüss) aus dem verfeindeten Irland als Braut zu holen. Als Spielmann Tantris erwirbt er ihr Vertrauen, tötet den Drachen und kann sie und ihre Hofdame Brangäne (Sophie-Christine Behnke) nach England bringen. Aber schon auf der Überfahrt entflammt der erwähnte Trank die Minne zwischen den Turteltäubchen. Was dann am Hof des eifersüchtigen Königs geschieht, ist ein Täuschungsspiel des liebeshungrigen Paares, dessen Verlangen nur der Tod trennen kann.

Das schön Vertrackte an tricky love ist ein fantasievolles Ideen-Feuerwerk, voll komischem Slapstick und Gesang bis hin zu fetzigem Tanz und pompöser Showeinlage mit Seifenopern-Pathos. Verena Altenberger, Tim Czerwonatis und Mathias Dachler schlüpfen in verschiedene Rollen, als Erzählerstimmen, als Gedanken aus dem Off oder auch als Ölbaum! Ein Puppenspiel und ironische Brechungen würzen einen leichten Theaterabend mit überraschendem Ende. (Sebastian Gilli, DER STANDARD - Printausgabe, 22. Februar 2011)