Inspiriert von den Protestbewegungen in der arabischen Welt haben Internetnutzer die Chinesen für Sonntag zu Protesten gegen die Regierung in Peking aufgerufen. Ähnlich wie bei der sogenannten "Jasmin Revolution" in Tunesien, mit der die Protestwelle in Nordafrika begann, sollten unzufriedene Bürger in 13 chinesischen Stätten gegen die Herrschaft der kommunistischen Partei auf die Straße gehen, hieß es in Blog-Einträgen, die offenbar zum Großteil von chinesischen Exilgruppen stammten.

Essen, Arbeit, Freiheit

"Wir heißen entlassene Arbeiter und Opfer von Zwangräumungen dazu ein, an den Demonstrationen teilzunehmen, Slogans zu rufen und Freiheit, Demokratie und politische Reformen zu fordern, um die Ein-Parteienherrschaft zu beenden", hieß es in einem der Aufrufe. Die Demonstranten sollten Slogans wie "Wir wollen Essen", "Wir wollen Arbeit", "Wir wollen Wohnraum", "Wir wollen Gerechtigkeit", "Lang lebe die Freiheit" und "Lang lebe die Demokratie" rufen.

Zensur

Die chinesischen Behörden versuchten offenbar, die Organisation der Proteste im Vorfeld zu behindern. Am Sonntag erschien bei der Eingabe des Wortes "Jasmin" auf dem Kurznachrichtendienst Weibo kein Ergebnis, auf der Suchmaschine Baidu erschien eine Anzeige, wonach Ergebnisse zu "Jasmin" den Gesetzen widersprächen. Bereits in den vergangenen Wochen versuchten die Behörden, Medienberichte über die Ereignisse in Nordafrika einzuschränken. Die regimekritische Webseite Boxun, die den Aufruf verbreitet hatte, wurde von Hackern attackiert und lahmgelegt. Am Sonntag lief die Webseite behelfsmäßig wieder und verbreitete Augenzeugenberichte aus mehreren Städten Chinas. Wie Twitter, Facebook oder YouTube ist die Webseite in China zwar blockiert, doch benutzen heute neben Bürgerrechtlern auch immer mehr andere chinesische User Proxys oder Tunnel, um die Blockaden im Internet zu umgehen. China hat mit 450 Millionen Nutzern die größte Internetgemeinde der Welt.

Proteste aufgelöst

Ein Großaufgebot der Polizei löste Menschenansammlungen in Peking und Shanghai innerhalb von nur einer Stunde auf. Dabei sei es zu Festnahmen gekommen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Das in Hongkong ansässige Informationszentrum für Menschenrechte und Demokratie in China berichtete, mehr als 100 chinesische Aktivisten seien unter Hausarrest gestellt oder in Polizeigewahrsam genommen worden. (APA/AFP)

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