Wien - "Warum steht Mrs. Snitzberry mit geschlossenen Augen vor dem Spiegel?", witzelt Gary Boone (Jan Alexander Zabbée) und feixt. Er weiß: Witzereißen ist seine Bestimmung. Mit dem Talentwettbewerb seiner Schule sieht er die große Chance gekommen.

Du bist ein Witz, Gary Boone! ist das dritte Buch von Louis Sachar, das Gerald Bauer für das Theater der Jugend übersetzt und inszeniert hat. Eine Drehbühne zeigt deutlich und schnörkellos die drei wichtigsten Plätze im jungen Leben des Protagonisten: die Schule als Ort des Widerstands, die bunte Welt seiner Freundin Angeline (Natalie Assmann), in der er immer Zustimmung findet, und das eigene Zuhause, wo Gary Lob wie Unverständnis verarbeiten muss. Auch die alltagstauglichen Kostüme verweisen auf die jeweiligen Domänen: Der Coole trägt Mütze, die Schulkönigin Pink, die Ulknudel Hut und Pullunder.

Bald ist der Komiker Gary hin- und hergerissen. Vielleicht doch lieber alles hinwerfen und Baseballkarten sammeln? Das wäre eine Gemeinsamkeit mit dem beliebten Joe (Jan Hutter). Auch der Vater würde einen so solide orientierten Buben gutheißen.

Die Eingebung kommt in Gestalt der exotischen Mrs. Snitzberry direkt aus dem Kleiderschrank. Wenn sie schon für die Pointen herhält, dann soll es sich auch lohnen. Gary Boone steigt schließlich doch auf die Bühne und macht die Lady stolz.

Warum die vor dem Spiegel die Augen schließt? Das erfährt man bis 19. März im Renaissancetheater. (Lisa Marie Arnold, DER STANDARD - Printausgabe, 19./20. Februar 2011)