Eine Brustkrebszelle unter dem Elektronenmikroskop. Wissenschafter vom Biozentrum der Universität Würzburg entdeckten einen Rückkoppelungsmechanismus, der die Aktivität des Krebsgens "Myc" reguliert.

Foto: Kristian Pfaller

Wien/Innsbruck/Würzburg - Deutsche Wissenschafter haben einen neuen Rückkoppelungsmechanismus bei der Regulation des Wachstums von Zellen entdeckt. Die Forscher fanden heraus, dass das bekannte Krebsgen "Myc" gleichzeitig seinen Hemmstoff "produziert". Die Arbeit wurde in der Fachzeitschrift Molecular Cell veröffentlicht.

Das Krebsgen "Myc" ist für ein Protein verantwortlich, dass für die Regulation einer Vielzahl anderer Gene sorgt und auf diese Weise Wachstum und Vermehrung von Zellen vorantreibt. Wichtig ist daher, dass nicht zu viel von diesem Protein vorhanden ist. Auf der Suche nach Hemmstoffen hat Martin Eilers vom Biozentrum der Universität Würzburg im Rahmen des von Innsbrucker Forschern geleiteten EU-Forschungsprojekts "Growthstop" Proteinkinasen untersucht. Das sind Enzyme, die eine wichtige Rolle bei zellulären Abläufen, etwa dem Zellwachstum oder der Zellteilung, spielen und große Bedeutung in der Krebsmedizin haben.

Mit einem speziellen Verfahren haben die Wissenschafter die Gesamtheit aller Kinasen, das sogenannte Kinom, nach Hemmstoffen für das "Myc"-Protein durchsucht und wurden bei der Proteinkinase MK5 fündig. Sie konnten im Detail aufklären, wie MK5 "Myc" hemmt und welche anderen Gene daran beteiligt sind. Sie konnten zudem zeigen, dass MK5 wiederum von "Myc" aktiviert wird. Das bedeutet: Je mehr von dem "Myc"-Protein da ist, umso mehr wird von dem Hemmstoff produziert - das Krebsgen bremst sich also selbst.

Sonderfall Darmkrebs

Im Rahmen einer weiteren Untersuchung konnten die Wissenschafter feststellen, dass dieser Rückkoppelungsmechanismus bei Darmkrebszellen außer Kraft gesetzt ist. Die Wissenschafter vermuten deshalb, dass hier eine der Ursachen für Krebsentstehung liegen könnte - womit sich ein Ansatzpunkt für künftige Therapieentwicklung ergeben könnte.

Das von der Innsbrucker Projektmanagementfirma CEMIT koordinierte EU-Forschungsprojekt "Growthstop" hat zum Ziel, neue Therapeutika zu identifizieren, zu entwickeln und zu validieren, die den programmierten Zelltod in Tumoren herbeiführen. An dem von Lukas Huber, Direktor des Biozentrums der Medizin-Uni Innsbruck, geleiteten Projekt sind Wissenschafter aus Deutschland, Israel, Großbritannien, Spanien, Ungarn und Österreich beteiligt. (red/APA)