Beachtlich nahe am ORF-Original: Immobilienkonzept der Stadtentwicklung für die Anstalt, gestaltet wie die "ORF Nachlese".

Foto: STANDARD

Den Job als Kommunikationschef räumte Pius Strobl im Dezember, mit Ende Februar gibt er seine ORF-Anstellung auf und macht sich selbstständig. Zwei frühere Arbeit- und Auftraggeber von ihm bemühen sich mit der gemeindeeigenen Wiener Stadtentwicklung (WSE) um Neubau und Immobilien des ORF. Ihr Konzept liegt dem Standard vor.

Ausgeschrieben hatte der ORF 2009 Konzepte zur Nachnutzung des sanierungsbedürftigen Küniglbergs. Das sahen Stadtentwicklung & Co nicht so eng.

Schon grafisch kam ihr Konzept dem ORF sehr nahe: Beachtlich gut trafen sie das Layout der ORF Nachlese. Inhaltlich entwerfen sie gleich eine Rundumlösung: Der ORF lagert seine Immobilien in eine "Entwicklungsgesellschaft" aus, in die dann private Investoren herzlich eingeladen sind. Auch ORF-General Alexander Wrabetz soll im Stiftungsrat schon von einer Immobiliengesellschaft gesprochen haben. Im Portfolio:

  • Das zentrale, entsprechend wertvolle Funkhaus in der Argentinierstraße (und ein Wohnhaus gegenüber für Chili-Studio, ORF-Mitarbeiter und Exdirektor Elmar Oberhauser);
  • der Rosenhügel mit der Filmstadt Wien, das der ORF 2008 mit mindestens 14 Millionen taxierte;
  • den Küniglberg, den das Nachnutzugskonzept auf "zwölf bis 40,5" Millionen Grundstückswert und "rund 26 Millionen Euro Jahresmietertrag" schätzt.

Aus dem ORF-Zentrum wollen WSE & Co einen "Sicherheitscluster" für Datensicherheit, Sicherheitsdienstleister und -ausbildung machen. Und versprechen, wohl auch sich davon: "Das Konzept befreit den ORF von seinen Problemen rund um seine Immobilien und schafft die Voraussetzungen, um Kosten zu sparen und einen Mehrwert zu lukrieren."

Gut die Hälfte des geforderten Nachnutzungskonzepts macht die "Neuausrichtung" des ORF mit seinem Neubau in St. Marx aus, ein langer Herzenswunsch der Stadt Wien.

Doppelt so teuer

Aber: Der Quadratmeterpreis an der Grenze zu Simmering liegt derzeit nach Standard-Infos etwa beim Doppelten der Perfektastraße in Wien 23. Sie ist ebenfalls in der Letztauswahl des ORF, aber noch weniger zentral als St. Marx und abseits wie der Küniglberg.

An Bord bei dem Konzept: IQ Projektentwicklung sowie Vienna Contracting im Besitz von Geschäftsmann Andreas Hutflesz wie die Vienna Communications, früher Telefondienstleister des ORF, für die Strobl früher arbeitete. Geschäftsführer war er bei der Agentur Valcom, die zu Michael Griesmayers Gruppe gehört wie die IC Projektentwicklung. Mischt Strobl am ORF-Immobilienprojekt mit? "Leider nein", sagt er - sonst müsse er nicht nun seine Beratungs- und Kommunikationsfirma PS wiederbeleben.

Eine Entscheidung über Neubau oder Sanierung fällt ohnehin nicht vor der Generalswahl im August: Alexander Wrabetz braucht zur Wiederwahl Betriebsräte, die gegen Absiedlung sind. Das Verfahren über Denkmalschutz für den Küniglberg - ein Problem für Nachnutzung - wurde gerade bis August verlängert. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 19./20.2.2011)