Bild nicht mehr verfügbar.

Die Riege der New Yorker Jungdesigner führt Alexander Wang an, der in seinen Kleidern Strick in Seide überführte.

Foto: AP/Kathy Willens

Bild nicht mehr verfügbar.

Outfit von Marc Jacobs.

Foto: AP/Kathy Willens

Keine Modewoche ohne berufsbedingte Feierlichkeiten: Das galt auch anlässlich der Vorstellung der diesjährigen Herbst/Winter-Kollektionen in New York.

Der Shootingstar Alexander Wang eröffnete seine erste Boutique in SoHo. "Sex and the City"-Ausstatterin Patricia Field begoss ihren 69er (!). Und Michael Kors zelebrierte den 30. Geburtstag seines Labels. Dafür saß sogar Michael Douglas in der ersten Reihe und erregte dort mehr Aufsehen als alle anderen Ehrengäste.

Die Jubiläumskollektion, zu Recht als "The Greatest Hits" seiner Karriere bezeichnet, perfektionierte die gut gelaunte Michael-Kors-Ästhetik der letzten drei Jahrzehnte. Langgezogene Linien, monochromatisch in elegantem Grau, Schwarz und natürlich in Kors' Lieblingsfarbe "Camel" liefen als elegante Hosen, XXL Mäntel und sexy Blusen mit bauchnabeltiefem Ausschnitt über den Laufsteg.

Nach Knallfarben harmonisch warme Töne

Die Knallfarben des kommenden Sommers werden im Herbst von viel Grau, Schwarz und warmen harmonisch abgestimmten Tönen wie Bordeaux, Pflaume, Senf, Olivgrün und Dunkelblau abgelöst.

Tommy Hilfiger hat diese allgegenwärtige Farbpalette ungewöhnlich elegant umgesetzt. Sein üblich sportlicher Preppy-Style ist einem coolen Bohemian-Look gewichen. Maskuline Silhouetten korrespondieren mit femininen Stoffen und edlen Pelzakzenten. Der Gräko-Österreicher Marios Schwab filterte auch in dieser Saison wieder gekonnt die DNA aus den Halston-Archiven.

Modern interpretiert komplementierte er die wie üblich verführerische Abendmode mit einigen wenigen, aber eleganten Outfits für den Tag. Auf einzelnen Säulen ließ er seine bewegungslosen Modelle in einer unverputzten Halle lange, fließende Cocktailkleider à la Studio 54, schicke Hosen, moderne Mäntel mit Pelz und elegante Jersey-Jumpsuits vorführen.

Die größte Spannung erzeugte wie so oft Marc Jacobs. Er zitierte in dieser Saison ganz offenkundig sich selbst und kreierte eine glamouröse Kollektion, die so ziemlich jedes brauchbare Material der Modewelt beinhaltete. Latex, Spitze, Filz, Polyester, Krokoleder, Wolle, Tweed, Zellophan, falschen und echten Pelz. Und außerdem wolle er einfach Spaß haben. Nichts Neues für Jacobs, dem man nun wirklich keinen Mangel an Witz und Ironie vorwerfen kann. So machte er seine legendären Punkte zum Mittelpunkt der gesamten Kollektion.

Laufsteg als Spielplatz

Neben Jacobs ist Alexander Wang der neue Liebling der Branche. Der Laufsteg ist für ihn ein Spielplatz. Das Resultat ist einmal mehr, einmal weniger überzeugend, aber dieses Mal besonders beeindruckend. Und vor allem ausgereift. "Ich wollte Luxus und Dekadenz ein wenig auf die Schippe nehmen", sagt er vor der Show. So ließ er Hybrid-Kreationen wie Daunenjacken mit Smoking-Kraken, Bomberjacken-Ponchos und Tuxedo-Hosen, unter denen sich Trainingshosen verbergen, über den Laser-Laufsteg wandeln.

Raffinierte Schnitte, die kompliziert wirken, aber funktionieren. Die größten Hingucker waren Kleider und Capes aus einem aufwendig verarbeiteten Stoff, der sich von grobem Strick in feines Angora und abschließend in glänzendes Satin verwandelt.

Zur gleichen Generation gefeierter Nachwuchsdesigner zählt auch Jason Wu. Dieser folgt einem anderen Designprinzip, er huldigt dem "Lady-Look". Er ließ "Barock auf Sportswear" treffen. Makellos geschneiderte Hosen, Mäntel, Kleider, verfeinert mit edlen Details wie Spitze, Stickereien, Pailletten und Federn. Bis Wu eine (publicityträchtige) Feier ausrichten darf, dauert es allerdings noch. Zumindest bis zum kommenden Jahr. Dann wird er 30. (Nina Gilbert, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.02.2011)