New York - Nachdem die Deutsche und die New Yorker Börse ihre Fusion angekündigt haben, bahnen sich weitere Zusammenschlüsse in der Branche an. Die US-Handelsplattform BATS Global Markets steht nach Informationen des "Wall Street Journals" vom Donnerstag kurz vor der Übernahme des europäischen Rivalen Chi-X. Als Kaufpreis nennt die Zeitung "bis zu 360 Millionen Dollar" (265 Mio. Euro).

Gemessen an der milliardenschweren Fusion der beiden Großbörsen erscheint das wenig. Doch die erst wenige Jahre alten, alternativen Handelsplätze sind die Senkrechtstarter der Finanzwelt und gelten als Gefahr für die etablierten Anbieter. Sie unterliegen weniger scharfen Vorschriften und können deshalb Transaktionen zu geringeren Gebühren abwickeln. Vor allem im Aktienhandel haben sie den Börsenbetreibern viele Kunden abspenstig gemacht und die Preise gedrückt.

Alternative Plattform

Chi-X Europe ist die erfolgreichste alternative Handelsplattform auf dem Kontinent. Auch BATS ist in Europa aktiv. Hinter beiden Handelsplätzen stehen große Investmentbanken und Brokerfirmen, zumeist aus den USA. Die Fusionsverhandlungen könnten schon in den kommenden Tagen zu einem Abschluss gebracht werden, schrieb das "Wall Street Journal".

Nach Angaben des US-Wirtschaftssenders "Fox Business" stehen zudem die Technologiebörse Nasdaq OMX und der Rohstoffhandelsspezialist IntercontinentalExchange (ICE) in Verhandlungen über einen Zusammenschluss. Beide Unternehmen haben ihren Sitz in den Vereinigten Staaten und geraten durch die Fusionswelle immer mehr unter Druck. Die Londoner Börse bandelt gerade mit Toronto an, Singapur schluckt Sydney.

Widerstand erwartet

Deutsche Börse und NYSE Euronext wollen ihre Fusion bis zum Jahresende in trockenen Tüchern haben. Allerdings sehen sie sich Widerständen bei Politik und Aufsichtsbehörden gegenüber. Beiderseits des Atlantiks wird gefürchtet, dass die jeweils andere Seite die Macht an sich reißt. Die Deutschen haben zwar das Sagen im Verwaltungsrat, doch die NYSE stellt den ersten Konzernchef.

Die beiden Börsenbetreiber hatten ihre Fusionspläne am Dienstag verkündet und dabei betont, dass es sich um einen "Zusammenschluss von Gleichen" handle. Das bezweifeln einige Aktionäre der kleineren NYSE und haben mittlerweile Klagen eingereicht. Sie fühlen sich ausgebootet. Die Aktionäre der Deutschen Börse sollen 60 Prozent an einer neuen, gemeinsamen Dachgesellschaft halten, die Aktionäre der NYSE Euronext die restlichen 40 Prozent - zu wenig, wie sie finden. (APA)