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Für Herrn Guttenberg hat es sich vorerst ausgedoktort.

Foto: REUTERS/Ina Fassbender

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Merkel frug den Freiherrn wohl auch nach dem Umfang seiner Leistung - die Doktorarbeit betreffend.

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Der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) versucht die Flucht nach vorne und legt seinen Doktortitel zunächst nieder. Doch seine Selbstverteidigung endet am Freitag in einem Eklat.

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Sagt er was? Und wann? Wo? Am Freitagvormittag interessiert die Hauptstadtpresse in Berlin nur eines: Wann und wie der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) seine angekündigte Erklärung abgibt. Die Vorwürfe, er habe Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben, ohne richtig zu zitieren, werden immer massiver. Im Internet finden sich bereits 80 derartige Passagen.

Um 11.30 Uhr beginnt die Regierungspressekonferenz. Bei dieser stehen die Sprecher der Ministerien den Journalisten regelmäßig Rede und Antwort. Natürlich kommt Guttenbergs Sprecher, Steffen Moritz, als erster zu Wort. Was er mitzuteilen hat, löst Buh-Rufe aus. Guttenberg gebe in diesen Minuten "einigen ausgewählten Journalisten" im Ministerium eine Erklärung.

Der Minister, ein "Feigling"

"Ich bin baff, dass der Minister so ein Feigling ist und sich hier keinen Fragen stellt" , ruft Dieter Wonka von der Leipziger Volkszeitung, einer der kritischsten Journalisten in Berlin. Die Kollegenschaft applaudiert ihm, dann verlässt sie aus Protest den Saal - ein noch nie dagewesener Vorgang.

Ein paar hundert Meter weiter südlich, im Verteidigungsministerium, bekommen einige wenige Reporter, die seit den frühen Morgenstunden vor dem Tor standen, den Minister hingegen leibhaftig zu sehen. Sichtlich genervt erklärt Guttenberg: "Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat. Sie enthält fraglos Fehler. Und über jeden einzelnen dieser Fehler bin ich selbst am unglücklichsten." Doch er habe "zu keinem Zeitpunkt" der Erstellung der Arbeit "bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft einzelner Teile der Dissertation nicht kenntlich gemacht" . Sollte er jemanden durch Nicht-Zitieren verletzt haben, so tue ihm das "aufrichtig leid" , betont der Minister.

Er teilt auch mit, dass er bis zur Klärung aller Vorwürfe durch die Universität Bayreuth seinen Doktortitel "vorläufig" ruhen lassen werde. Das sieht man zunächst auf seiner Homepage. Zu Mittag ist das "Dr." vor seinem Namen bereits entfernt.

Zwei Anzeigen eingegangen

Bei der Staatsanwaltschaft in Bayreuth sind mittlerweile zwei Strafanzeigen gegen Guttenberg eingegangen. Einmal geht es um mögliche Verstöße gegen das Urheberrecht. Die andere Anzeige beinhaltet den Vorwurf der falschen eidesstattlichen Versicherung. Denn die Promotionsordnung sieht eine Erklärung des Bewerbers darüber vor, dass er seine Dissertation selbstständig verfasst und keine anderen als die von ihm angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt hat.

Während die Linkspartei den Rücktritt des Ministers fordert, stärkt ihm die Union den Rücken. "Jedem passiert auch mal ein Fehler" , sagt Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Guttenberg am Donnerstagabend wegen der Plagiatsaffäre ins Kanzleramt einbestellt hat, lässt verlauten, sie vertraue Guttenberg.

"Die CSU steht ganz eindeutig zu ihrem Minister" , sagt auch CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt. Auffällig: CSU-Chef und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hat sich noch nicht geäußert. Seine Wiederwahl im Herbst als CSU-Chef dürfte nun wieder deutlich sicherer sein.

Übrigens: Antiquariate vermelden verstärkte Nachfrage nach den Memoiren von Guttenbergs Großvater Karl Theodor. Der ehemalige Staatssekretär im Bundeskanzleramt schrieb seine Erinnerungen in den 1970er-Jahren. Der Titel des Buches: Fußnoten. (Birgit Baumann aus Berlin/DER STANDARD, Printausgabe, 19.2.2011)