Bild nicht mehr verfügbar.

Die Richterinnen Carmen D’Elia, Giulia Turri und Orsolina De Cristofaro (v. li.) werden im "Ruby-Prozess"  ab 6. April über Schuld oder Unschuld von Italiens Premier Silvio Berlusconi befinden.

Foto: AP

Die junge marokkanische Prostituierte Karima al-Mahroug alias Ruby Rubacuore (Herzensbrecherin) soll vom italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi 187.000 Euro sowie Schmuck und wertvolle Geschenke erhalten haben. Das geht aus den Verhörprotokollen der Mailänder Staatsanwälte hervor. Auszüge daraus wurden am Donnerstag von mehreren italienischen Zeitungen publiziert. Sie habe dem Regierungschef gestanden, minderjährig und ohne Papiere zu sein. Berlusconi habe ihr Unterstützung versprochen: "Ich werde dir Ausweispapiere besorgen."

Auch die Mitangeklagte Nicole Minetti, die als Berlusconis "Haremsdame" fungiert haben soll, sei über Rubys Minderjährigkeit informiert gewesen. Minetti selbst hat im Verhör sexuelle Beziehungen zu Berlusconi gestanden. Auf die Frage, wie viele Wohnungen ihr der Cavaliere überlassen habe, verweigerte die 25-Jährige allerdings die Antwort.

Minetti wurde auf Drängen Berlusconis auf einen sicheren Listenplatz in den Regionalrat der Lombardei gehievt, wo sie ein Monatsgehalt von 10.000 Euro bezieht.

Berlusconi scheinen indes die bevorstehenden vier Prozesse in den kommenden 38 Tagen kaum zu irritieren. "Ich bin in keiner Weise besorgt" , erklärte der Premier. "Ich werde seit 17 Jahren von der Justiz verfolgt. Doch Urteile werden erst nach der dritten Instanz rechtskräftig."

Während die Opposition seinen Rücktritt fordert, um "Italien nicht dem Gespött der Welt preiszugeben" , versicherte Berlusconi, er werde "bis 2013 im Amt bleiben" .

Unterdessen hat der Cavaliere der Opposition einen weiteren Parlamentarier abgeworben. Ein Senator von Gianfranco Finis Partei wechselte ins Lager der Mehrheit. Nach einem Streit um die Verteilung von Parteiämtern werden in den nächsten Tagen weitere Übertritte erwartet. Während Fini geneigt scheint, bei Neuwahlen einer Allianz aller Oppositionsparteien gegen Berlusconi zuzustimmen, lehnen die Hardliner eine Koalition mit der Linken kategorisch ab.

Berlusconi will Neuwahlen wegen sinkender Umfragewerte vermeiden. In einer Umfrage äußern 58 Prozent der katholischen Wähler "Abneigung" gegen den Premier. (Gerhard Mumelter aus Rom/DER STANDARD, Printausgabe, 18.2.2010)