"Wir haben die Talsohle noch nicht durchschritten. Auch 2011 wird ein trübes Jahr. Wir erwarten erst 2012 eine gewisse Belebung." Der Präsident der auf Tourismus spezialisierten Marketinggesellschaft Trademark Italia, Aureliano Bonini, zeigte sich zum Auftakt der größten italienischen Tourismusmesse Bit skeptisch über den Verlauf des heurigen Jahres.

Vor allem bei Kurzurlauben setzt sich der Rückgang des Vorjahres (minus 13 Prozent) fort. Insgesamt erwarten die Experten von Trademark für 2011 einen Umsatzrückgang von 1,5 Prozent.

Der Tourismus zählt mit einem Jahresumsatz von 150 Mrd. Euro (zwölf Prozent des Bruttoinlandsproduktes) zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Landes. Seit 2008 sind Ankünfte und Nächtigung rückläufig. Im Vorjahr hat sich die Anzahl der Ankünfte um zwölf Prozent, jene der Nächtigungen um acht Prozent gegenüber dem bereits schwachen Jahr 2009 verringert. Vor allem Urlaubsreisen (87 Prozent aller Reisen) entwickelten sich mit minus 14 Prozent schlecht. "Wir hoffen, dass sich die Ergebnisse 2011 noch auf niedrigem Niveau stabilisieren", sagte Bernabó Bocca, Präsident des Fremdenverkehrsverbandes Confturismo. "Die ersten zwei Monate des Jahres sind nicht gut gelaufen, wir hoffen durch die Osterferien das Minus wettzumachen".

Auslandsgäste als Lichtblick

Auslandsgäste sind der einzige Lichtblick in der trüben Bilanz. Laut einer Umfrage von Trademark erwarten zwei Drittel aller befragten Reiseveranstalter eine Zunahme der Gäste aus den USA, 77 Prozent rechnen mit einem kräftigen Plus bei indischen und 70 Prozent mit einer Zunahme bei japanischen Gästen. Düsterer schaut es in Europa aus. Nur rund ein Drittel der Befragten rechnet mit einem Plus, 55 Prozent mit einer Stagnation der Ankünfte von Touristen aus Europa. Ein Fünftel aller ausländischen Gäste in Italien stammen aus Deutschland, zehn Prozent aus den USA, 4,2 Prozent aus Österreich.

Schwachpunkte Italiens sind die vergleichsweise hohen Preise, die leistungsschwache Infrastruktur sowie weitgehend veraltete Hotels. "Wir müssen versuchen, uns die Touristen aus Ägypten und Tunesien, unseren Konkurrenzländern am Mittelmeer, zu ködern", sagte Flavia Coccia, Direktorin des Verbandes der Touroperators Isnart. Dazu müssten die Hotels aber ihr Angebot erneuern. Coccia sieht vor allem in Nischen, wie etwa dem Thermal- und Wellness-Tourismus, gute Chancen. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.2.2011)