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Russische Ermittler untersuchen die Geschäfte des Moskauer Bürgermeisters Juri Luschkow und seiner Frau Jelena Baturina.

Foto: Reuters/Dukor

Moskau/Wien - Die Schlinge um den früheren Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow und seine Frau Jelena Baturina zieht sich immer fester zusammen. Bewaffnete Milizionäre der Sondereinheit Omon umstellten am Donnerstag das Gebäude von Baturinas Baufirma Inteko in Moskau und durchsuchten die Räumlichkeiten. "Alle Mitarbeiter wurden in einem Raum versammelt und eingesperrt" , berichtete ein Augenzeuge der Internetzeitung Gazeta.ru. Auch das Büro der Bank Moskwy wurde durchsucht.

Die Ermittler sind auf der Suche nach Dokumenten, die Aufschluss über den Verbleib von 13 Milliarden Rubel (rund 327 Millionen Euro) geben sollen. Es besteht der Verdacht, dass das Geld in Form eines Kredites der Bank Moskwy auf ein persönliches Konto der Baulöwin Baturina geflossen sei, teilte das Presseamt des Untersuchungskomitees mit.

Die Bank, die unter der Kontrolle der Stadt stand, gewährte der mutmaßlichen Strohfirma Premier Estate den 13-Millionen-Rubel-Kredit. Damit wurden von Inteko Grundstücke zum Sechsfachen des tatsächlichen Wertes gekauft. Gleichzeitig erhielt die Bank Moskwy von der Stadtregierung 15 Milliarden Rubel, berichtete die Financial Times.

Baturinas Aufstieg zur reichsten Frau Russlands ist eng mit der Tätigkeit ihres Mannes Luschkow verbunden, der 18 Jahre an der Spitze der Stadt Moskau stand. Im September 2010 entließ Präsident Dmitri Medwedew Luschkow wegen "Vertrauensverlusts" . Korruptionsgerüchte dementierte das Ehepaar Luschkow stets. Wenn er nicht Bürgermeister wäre, wäre seine Frau noch erfolgreicher, sagte Luschkow einst.

Seit Luschkows Entlassung ist allerdings auch der Stern seiner Frau im Sinken. Laut dem russischen Magazin Finans halbierte sich das Vermögen Baturina 2011 im Vergleich zum Vorjahr auf 1,1 Milliarden US-Dollar (rund 810 Millionen Euro). Bei einer Untersuchung des Haushaltsgebarens der früheren Stadtverwaltung stieß der Rechnungshof auf 215 Milliarden Rubel (rund 5,26 Milliarden Euro), die in den vergangenen zwei Jahren verschwanden.

Baturina bezeichnete die "Maskenshow", wie derartige Razzien in Russland genannt werden, als Einschüchterungsversuch: "Ich weiß genau, dass diese Durchsuchungen nichts mit uns noch mit der Bank Moskwy zu tun haben. Das hat jemand bestellt, um Druck auf uns auszuüben" , sagte Baturina, die sich derzeit in Österreich aufhalten soll, laut Interfax. (Verena Diethelm/DER STANDARD, Printausgabe, 18.2.2010)