"Die Kultur der Kulturrevolution. Personenkult und politisches Design im China von Mao Zedong" von 18. Februar bis 19. September im Museum für Völkerkunde

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Foto: Museum für Völkerkunde

Wien - Vorstellungen zwischen "Traum und Terror" über Mao Zedong und die Zeit der chinesischen Kulturrevolution zwischen 1966 und 1976 sind laut Sinologie-Professorin Susanne Weigelin-Schwiedrzik wesentlich für die Betrachtung des heutigen China und der Ausstellung "Die Kultur der Kulturrevolution", die von 18. Februar bis 19. September im Wiener Museum für Völkerkunde zu sehen ist. In vier thematischen Räumen öffnet sich dem Besucher eine Welt zwischen religiöser Verehrung, brutalem Machtkampf und nostalgischer Erinnerungskultur.

Kuratiert wurde die Schau vom ehemaligen Journalisten Helmut Opletal, dessen Sammlung chinesischer Alltagsgegenstände dieser Zeit die Grundlage bildet und bereits 2005 vom Museum erworben wurde. Bei einer Presseführung am Donnerstag betonte Opletal, dass es sich auch "ein klein wenig um eine Aufarbeitung meiner persönlichen Geschichte handelt", verbrachter er doch als Student und Journalist mehrere Jahre in China und erlebte auch das Ende jener Phase vor Ort. Die Ausstellung sei ein Versuch, "die völlige Durchdringung des Alltags durch die Kulturrevolution" darzustellen.

Mao-Kult ...

Der ersten Raum widmet sich unter dem Motto "Kult" vor allem Mao: Unzählige Plaketten, Abzeichen oder Plakate mit seinem Konterfei und propagandistischen Parolen führen eine fanatische Verehrung vor Augen. Nur wenige Schritte weiter öffnet sich zwischen weißen Wänden und damit leicht unterkühlter Atmosphäre der "Terror" einer Zeit, in der Regimegegner öffentlich vorgeführt und misshandelt sowie Kultur- und Kunstgegenstände zerstört wurden und Hinrichtungen stattfanden. Schätzungen zufolge forderte die Kulturrevolution bis zu 20 Millionen Todesopfer. Anhand von Zeitungsausschnitten, großformatigen Fotografien und Videos wird dieser Aspekt thematisiert. Sogar Kindercomics mit entsprechenden Ansichten bezüglich der "Feinde" wurden produziert.

... und Alltag

Dem gegenüber stehen im Raum "Alltag" banale Gegenstände, die "offizielle" Parolen zieren und die Intensität und das Ausmaß der Durchdringung deutlich machen. So sieht man Wecker, auf denen Rotgardisten im Sekundentakt eine Mao-Bibel schwenken oder ein "Anti-Imperialismus-Spiel" für Kinder neben Mao-Uniformen und Teekannen, die die Inhalte der Kulturrevolution vor allem mittels Zitaten transportierten. Abschließend wird noch der Einfluss dieser Zeit auf spätere revolutionäre Phasen sowie der nostalgische Umgang damit thematisiert, während fünf Arbeiten zeitgenössischer chinesischer Künstler sich auf differenzierte Weise mit diesem Teil ihrer Geschichte auseinandersetzen.

Weigelin-Schwiedrzik zufolge zeigt sich durch die Ausstellungen auch die "Erinnerung an eine entfesselte Gesellschaft", womit Parallelen zu aktuellen Geschehnissen wie in Ägypten oder Tunesien gezogen werden können. Entstanden ist die Ausstellung, die von einem Katalog sowie einem umfangreichen Rahmenprogramm mit Vorträgen und Filmabenden begleitet wird, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ostasienwissenschaften und Sinologie der Universität Wien. (APA)