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Der nächste Pechvogel im ÖSV-Lager: Hannes Reichelt

Foto: EPA/PETER KNEFFEL

armisch-Partenkirchen - Österreichs alpines Ski-Herren-Team kommt nicht zur Ruhe. Hannes Reichelt klagte nach dem Riesentorlauf-Training am Mittwoch über Knieschmerzen, am Donnerstagmorgen zeigte sich noch dazu eine Schwellung im betroffenen Knie. Wie sich später herausstellte muss Reichelt auf den WM-Riesentorlauf verzichten. Der Salzburger hat sich  eine Gelenksprellung im linken Knie zugezogen. Für Reichelt wurde Björn Sieber für das Rennen am Freitag (10.00 und 13.30 Uhr) nachnominiert. Der Vorarlberger wird damit neben Philipp Schörghofer, Romed Baumann und Stephan Görgl als vierter Österreicher am Freitag an den Start gehen.

"Keine Operation nötig"

"Hannes hat eine Kniegelenksprellung mit Gelenkerguss. Es ist keine Operation nötig, er wird konservativ behandelt", sagte der behandelnde Arzt Dr. Christian Fink. Reichelt hat im Super-G mit Silber für die bis dato einzige Medaille der ÖSV-Herren bei der laufenden WM gesorgt, er hat bereits die Heimreise angetreten. Die Liste der verletzten ÖSV-Herren wird indes immer länger. Vor Reichelt hat es schon Benjamin Raich, Marcel Hirscher, Georg Streitberger, Mario Scheiber und Hans Grugger erwischt.

"Die Enttäuschung ist sehr groß und es ist schade, dass ich nicht an den Start gehen kann. Gerade im Riesentorlauf habe ich mir noch gute Chancen auf eine weitere Medaille ausgerechnet. Ich bin froh, dass ich nicht allzu lange ausfalle. Ich werde mich jetzt voll und ganz auf die Rehabilitation konzentrieren. Ich wünsche unseren Jungs viel Glück für das Rennen", sagte Reichelt in einer ersten Reaktion.

Schörghofer größter Hoffnungsträger

Nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Raich, Hirscher und Reichelt geht Schörghofer als Österreichs größter Hoffnungsträger ins Rennen. "Solche Gedanken schießen mir nicht durch den Kopf. Ich möchte mich wie in Hinterstoder ausschließlich aufs Skifahren konzentrieren", sagte der Salzburger, der bei der WM-Generalprobe in Oberösterreich seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert hatte. Probleme könnte das Wetter bereiten, für Freitag ist Schneeregen prognostiziert worden.

"Wenn ich so fahre, wie ich es kann, dann ist das Stockerl möglich. Zum Gewinnen braucht man dann immer noch die gewisse Portion Glück. Ich werde alles riskieren", meinte der Drittplatzierte vom Weltcup-Finale 2010 in Garmisch-Partenkirchen. "Garmisch ist nicht mein Traumhang, aber er liegt mir nicht schlecht."

Zum Aufwärmen hat der Filzmooser am Mittwoch mit Österreich Team-Silber gewonnen. Dabei bekam Schörghofer auch die Gewissheit, dass er mit seiner Skifirma das richtige Material für den Frühlingsschnee gefunden hat.

Görgl überraschender WM-Teilnehmer

Völlig unverhofft kommt Görgl zu seinem ersten Einsatz bei einem Großereignis seit 2006 (Out im Olympia-Riesentorlauf). Der Steirer wollte eigentlich bereits am Dienstag wieder nach Hause fahren, durch die Verletzung von Raich avancierte er aber plötzlich zum WM-Teilnehmer. "Das Leben spielt manchmal ganz eigenartige Geschichten. Mir tut's extrem leid für den Benni. Es ist schon ein Luxus, dass ich hier starten darf. Dementsprechend kann ich unbeschwert und ohne jeglichen Druck ins Rennen gehen", weiß Görgl.

Der 32-Jährige war ausgerechnet bei seiner eigentlich letzten WM-Qualifikations-Chance in Hinterstoder von Rückenbeschwerden außer Gefecht gesetzt gewesen. "Da habe ich die WM bereits abgeschrieben gehabt", erinnerte sich Görgl nicht einmal zwei Wochen zurück. Am Dienstag trainierte Görgl erstmals wieder rennmäßig, wurde jedoch von argen Schmerzen geplagt. Diese wurden dann aber ausgerechnet am Mittwoch deutlich weniger. "Es wird von Stunde zu Stunde besser. Ich kann es mir auch nicht erklären."

Sieber darf schon zum zweiten Mal ran

Noch viel unerwarteter als Görgl kommt Sieber zum Handkuss. Der Vorarlberger nimmt den Platz von Reichelt ein und fährt damit nach der Super-Kombination bereits seinen zweiten WM-Bewerb. "Björn kennt den Hang bereits, deshalb hat er den Startplatz bekommen", begründete Mathias Berthold, der Chefcoach der ÖSV-Herren.

Baumann bestreitet nach Super-G (Sechster), Abfahrt (Vierter), Super-Kombination (Ausfall in Abfahrt) und Teambewerb (Silber) bereits sein fünftes Rennen bei dieser WM. "Kein Problem, dafür bin ich Allrounder. Und die Silberne im Teambewerb beflügelt mich außerdem", stellte der Tiroler klar. Sein Chef Berthold kann das Verletzungspech nur noch achselzuckend zur Kenntnis nehmen.

Berthold: "Fast nicht zu verkraften"

"Mit Raich und Reichelt haben wir innerhalb von 24 Stunden zwei wirkliche Leistungsträger im Riesentorlauf verloren, zudem Hirscher schon vor zwei Wochen. Das ist fast nicht zu verkraften. Aber zum Glück hat unser Team die Tiefe, um das halbwegs zu verdauen", so Berthold, der volles Vertrauen in seine Rumpftruppe hat: "Schörghofer und Baumann haben viel Selbstvertrauen. Görgl und Sieber haben nichts zu verlieren."

Topfavorit auf Gold ist ganz klar Ted Ligety, der US-Amerikaner hat vier der bisher sechs Saisonrennen gewonnen. Der Kreis der Medaillenanwärter ist sehr breit, dazu zählen u.a. auch Titelverteidiger Carlo Janka (SUI), Aksel Lund Svindal (NOR), Cyprien Richard (FRA) und Kjetil Jansrud (NOR). (APA/red)