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Mit dem Rücken zur Wand: Der Südtiroler Landeshauptmann Durnwalder musste antiitalienische Aussagen relativieren.

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"Ich werde woanders Urlaub machen", grollt Davide Morisi. Und Sandra Guglielmo vergleicht den Südtiroler Landeshauptmann gar mit dem Duce: In 500 Postings schlägt sich im Forum der Tageszeitung Alto Adige die Aufregung nieder, die Luis Durnwalders verbaler Kraftakt zum italienischen Einheitsjubiläum ausgelöst hat.

Südtirol werde sich als "österreichische Minderheit" nicht an den Feiern zum 150-jährigen Bestehen Italiens im März beteiligen, hatte Durnwalder wissen lassen.

Die Erklärung löste nicht zuletzt wegen ihres selbstherrlichen Tonfalls in Italien Irritation aus. Staatspräsident Giorgio Napolitano erinnerte daran, dass der Landeshauptmann alle drei Sprachgruppen vertrete. Die Tageszeitung La Repubblica beschrieb die Südtiroler als privilegierte, selbstgefällige Minderheit, die in üppigem Wohlstand lebe. La Stampa rechnete vor, dass das Südtiroler Pro-Kopf-Einkommen um 40 Prozent über dem Durchschnitt liege.

Andere Medien prangerten an, dass die Südtiroler Volkspartei (SVP) Geld aus Rom einstreiche und gleichzeitig gegen Italien Stimmung mache. Im Parlament verkaufe sie sich gleichzeitig teuer an die Regierung Berlusconi.

Die Schützen griffen Durnwalders Erklärung hingegen dankbar auf: Südtirol solle sich "lieber heute als morgen von Italien trennen", und die Freiheitlichen forderten nach Napolitanos Erklärung eine "klare Positionierung".

Durnwalders Statement brachte vor allem seine Koalitionspartner vom Partito Democratico (PD) in eine missliche Lage, aber auch die Ladiner: "Niemand würde sich aufregen, wenn er sich an den Feiern beteiligen würde."

Der Corriere della Sera zitierte die Tiroler Tageszeitung, wonach 64 Prozent der Tiroler eine Wiedervereinigung ablehnen.

Angesichts der Aufregung lenkte Durnwalder ein: "Mein Stellvertreter Christian Tommasini und Landesrat Roberto Bizzo werden an der Feier in Rom teilnehmen."

Unbeantwortet ließ der seit 23 Jahren mit absoluter Mehrheit regierende Landesfürst eine provozierende Frage des Corriere: "Könnte Durnwalder auch unter Österreich ein Bruttogehalt von 26.708 Euro einstreichen?" (Gerhard Mumelter aus Rom/DER STANDARD, Printausgabe, 17.2.2011)