Berlin - Der deutsche Auslandsgeheimdienst BND lässt von einer Historikerkommission erstmals seine NS-Vergangenheit aufarbeiten. Unabhängig von politischen oder inhaltlichen Vorgaben sollen vier Wissenschaftler die Akten durchleuchten.

Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Ernst Uhrlau, und die Historiker unterzeichneten am Dienstagabend in Berlin entsprechende Verträge, wie am Mittwoch mitgeteilt wurde. Im Mittelpunkt stehen die Jahre zwischen 1945 und 1968, als der BND-Vorläufer - die "Organisation Gehlen" - bzw. dann der BND zahlreiche NS-belastete Mitarbeiter beschäftigte.

Das Forschungsteam

In den nächsten vier Jahren sollen die Historiker Jost Dülffer (Universität Köln), Rolf-Dieter Müller (Humboldt-Uni Berlin und wissenschaftlicher Direktor am Militärgeschichtlichen Forschungsamt Potsdam), Klaus-Dietmar Henke (Uni Dresden) sowie Wolfgang Krieger (Uni Marburg) Licht ins Dunkel der BND-Archivbestände bringen. Das Team soll von einer BND-internen Forschungs- und Arbeitsgruppe "Geschichte des BND" unterstützt werden.

Der frühere Wehrmachtsgeneral Reinhard Gehlen (1902 bis 1979) hatte 1946 unter US-Führung den Vorläufer des deutschen Auslands-Nachrichtendienstes mit der Bezeichnung "Organisation Gehlen" gegründet. Im Zweiten Weltkrieg hatte Gehlen als Leiter der Abteilung "Fremde Heere Ost" für Hitlers Militär Informationen über die Rote Armee zusammengetragen. Am 1. April 1956 wurde die "Organisation Gehlen" mit ihrem Leiter in den Dienst der Bundesrepublik Deutschland übernommen und erhielt den Namen Bundesnachrichtendienst. Gehlen leitete den Dienst bis 1968. (APA/dpa)