Wien - "Du denkst, ich bin kriminell? Kriminell ist das System, das uns in diese Scheißlage bringt!"

Fritz Karl spielt den "einsamen Cowboy" Don Pedro, der Menschen bei der illegalen Einreise nach Europa hilft und niemanden emotional an sich heranlässt. Die Motive, die ihn dazu verleiten, sich abseits des Gesetzes zu bewegen, sind auch nicht klar definierbar. Er beweist in seiner mysteriösen Rolle aufs Neue vielseitiges und souveränes Schauspieltalent.

Die ständige Angst vor der Justiz, die den Lkw-Fahrer begleitet, ist deutlich spürbar. Am stärksten sind diese Emotionen bei Jackie, gespielt von Clare-Hope Ashitey, zu sehen, die wohl auch durch ihre Herkunft diverse Situationen gut nachvollziehen kann und auch imstande ist, diese überzeugend zu spielen. Auch ihr Film-Sohn Theo steht den Großen vom schauspielerischen Talent her um nichts nach.

Ausdrucksstarker Film ...

Regisseur Erwin Wagenhofer wählte seine beiden Protagonisten offensichtlich auch nach deren Sprachenkenntnissen aus, denn sowohl Fritz Karl als auch Clare-Hope Ashitey verfügen über ein beachtliches Repertoire. Der Zuseher darf sich daher auf häufige Untertitel einstellen. Denn außer Deutsch wird auch Spanisch, Englisch und Afrikanisch gesprochen, was die kulturellen Unterschiede noch stärker zum Ausdruck bringt.

Der Film behandelt ein hochaktuelles Problem, das unsere Gesellschaft ernst und wichtig nehmen sollte. Black Brown White zieht seine Zuseher durch die unglaublich realistische Darstellung einer Flucht aus dem eigenen Land in seinen Bann.

Wie man es von Filmen, die aus der Feder von Erwin Wagenhofer stammen, gewohnt ist, fesselt dieser Film durch seine ausdrucksstarke, brisante Handlung, weshalb keine besonders aufwändige Kameraführung oder pompöse Musik vonnöten sind. In einigen Szenen unterlegt der Regisseur die Stimmung mit beruhigenden spanischen Melodien des Gitarristen Niño Josele.

Sehr viele Szenen bleiben dem Publikum im Gedächtnis und regen zum Nachdenken an. Fragen, ob es von Wert ist, eine Gefängnisstrafe zu riskieren, um benachteiligten Menschen bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen, oder ob Geld wirklich einen höheren Stellenwert verdient als die Gesundheit eines Menschen, tauchen auf, sobald man den Kinosaal verlassen hat.

... mit Nachwirkungen

Man erfährt auch viel über die Vorstellungen, welche die Menschen in Afrika über unser Europa haben und welche sich später als unwahr erweisen könnten.

Dieser Film bietet Gesprächsstoff und ist ein sehr sehenswertes Erlebnis für all jene, die sich gerne mit aktuellen und ernsthaften Themen beschäftigen. (DER STANDARD-Printausgabe, Pius Jungblut, Julia Kranner Florian Salvesberger, 16.2.2011)